Mord an Obdachlosen: Die Suche, die dauert und dauert
Wohl wieder nichts. Am Mittwoch der vorvergangenen Woche veröffentlichte die Wiener Polizei einen Zusammenschnitt von Videoüberwachungs-Aufnahmen. Sie zeigen einen Mann, der zielstrebig den Wiener Gürtel entlang schreitet. Er hat eine Kappe auf und seine Hände in den Jackentaschen. Das Bildmaterial stammt aus den frühen Morgenstunden des 9. August, wenig später wurde in der Gegend ein Obdachloser mit einer Stichwaffe attackiert. Er starb vier Tage später, schon im Juli waren zwei Wiener Obdachlose auf ähnliche Weise angegriffen worden, einer daran verstorben. Auch profil berichtete über die Mordserie.
Aufgrund der zeitlichen Nähe zwischen Aufnahmen und dem Überfall erhoffte sich die Polizei sachdienliche Hinweise. Zwar ist es für die Ermittler unklar, ob es sich um einen Tatverdächtigen, einen Zeugen oder eine unbeteiligte Person handelt, er ist dennoch von polizeilichem Interesse. Auf Anfrage von profil erklärt eine Sprecherin der Wiener Polizei, dass zahlreiche Hinweise eingegangen seien. Noch konnte die abgebildete Person allerdings nicht ausgeforscht sein. Daran änderten auch konkrete Hinweise zur Identität der Person nichts.
"Eingriffsintensive Maßnahme"
Es handelt sich bei dem Video dennoch um einen der vielversprechendsten Anhaltspunkte. Schon Ende August berichteten Medien mit Verweis auf die Aufnahmen von einer "heiße Spur". Damals konnte die Polizei sie allerdings noch nicht veröffentlichen. Das liegt an rechtlichen und technischen Umständen. Einerseits sei die Bildqualität mangelhaft gewesen - und habe einer intensiven technischen Bearbeitung bedurft - andererseits handelt es sich bei der Veröffentlichung um einen "sehr eingriffsintensive Maßnahme, was die Rechte der abgebildeten Person betrifft und deshalb die Verhältnismäßigkeit genauestens abgewogen werden muss", sagt die Polizeisprecherin. Die Staatsanwaltschaft muss einen solchen Schritt also prüfen und anordnen.
Die Polizei hat es mit einer ungewöhnlichen Aufgabe zu tun. Serienmorde – laut Definition spricht man bei Taten bei "zwei verschiedenen Ereignissen“ mit einer „Cool-Down“-Phase dazwischen – gibt es in Österreich nicht auf. Die internationale Ermittler-Datenbank „ViCLAS“ listet seit den 1970er Jahren 50 Fälle auf, die mit einer Serie in Verbindung gebracht werden, erklärte das BK auf profil-Anfrage im August. Nun geht die Suche also weiter. Aktuell gibt es "keine neuen, für die Öffentlichkeit relevanten Erkenntnisse", sagt die Polizei.