Morgenpost

Musk und Trump: Zwei Getriebene auf der Bühne

Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk sieht sich als Retter der Meinungsfreiheit. Donald Trump als Retter Amerikas. Jetzt machen sie gemeinsam Wahlkampf.
Eva  Sager

Von Eva Sager

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Dass es mit Twitter früher oder später vorbei sein würde, war eigentlich allen klar. Elon Musk hat es dann aber doch erstaunlich schnell hinbekommen. Im Oktober 2022 kauft er das Social-Media-Unternehmen für 44 Milliarden Euro, entlässt hunderte Mitarbeiter:innen, ordnet an, gesperrte Konten wiederherstellen und entzieht Nutzer:innen ihre Verifizierungsabzeichen, außer sie bezahlen acht Dollar im Monat für ein Abo. Zeitweise gibt es auf Presseanfragen nur automatisierte E-Mails als Antworten; ihr Inhalt: Ein Kothaufen-Emoji. Neuer Name: X. Neues Logo: irgendwas zwischen pornografischer Website und toxischer Männlichkeit, jedenfalls recht geschmacklos.

Musks großes Versprechen lautet: Mit ihm gebe es mehr Redefreiheit. Herausgekommen ist seit seiner Übernahme – das belegen mehrere Studien – aber vor allem ein Anstieg der Desinformation und Hassrede. Musk selbst postet immer wieder antisemitische Andeutungen, lässt Accounts von Journalist:innen sperren und seine eigene Reichweite künstlich vergrößern. Mehr Redefreiheit? Für ihn eine recht einseitige Geschichte. Anfragen von Ländern mit restriktiven Gesetzen zur Meinungsfreiheit werden beispielsweise gerne erfüllt, so blockierte Twitter Accounts von über hundert kritischen Journalist:innen in Indien. 

Zusammengefasst: Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Tesla-Milliardär und Donald Trump zueinanderfinden. Am Samstag unterstützte Musk den republikanischen Präsidentschaftskandidaten bei einem Wahlkampfauftritt in Butler (Pennsylvania) – machte für ihn buchstäblich Freudensprünge auf der Bühne. In jener Stadt wurde Trump bei einer Veranstaltung im Juli angeschossen, seitdem ist Musks Unterstützung der Republikaner omnipräsent.  

Aber schon in der Vergangenheit zeigte Musk immer wieder Support für Politiker, von denen er sich geschäftliche Vorteile erhoffte, darunter beispielsweise Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro oder Argentiniens Präsident Javier Milei. Berichten zufolge soll er nun eine Reihe von Veranstaltungen für Trump in besonders umkämpften Bundesstaaten besuchen. 

Alles, was im amerikanischen Wahlkampf sonst noch passiert ist, weiß derweil meine Kollegin Siobhán Geets. In der neuesten Folge des profil-US-Podcasts „Trump oder Harris“ geht es unter anderem um die Frage, wie es um Amerikas Demokratie steht? Zu Gast ist der ehemalige ORF-Journalist und EU-Politiker Eugen Freund. Hören Sie rein!

Eva  Sager

Eva Sager

seit November 2023 im Digitalteam. Schreibt über Gesellschaft und Gegenwart.