Naturkatastrophenversicherung statt einfach „unversicherbar“
Der Regen hat aufgehört, das Wasser zieht sich zurück. Und der ganze Schaden wird langsam sichtbar. Nur ein geringer Teil davon ist aber versichert, viele Menschen hoffen auf Zahlungen aus dem Katastrophenfonds für ihre zerstörten Häuser und Gärten. Die Regierung kündigte an, ihn aufzustocken. Wie hoch der Schaden genau sein wird, das wissen wir noch nicht mit Sicherheit. Der Wiederaufbau wird aber Milliarden verschlingen. Das tat übrigens auch das letzte große Hochwasser 2002.
Das ist wichtig, um Menschen schnell zu helfen, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Das Problem dabei: „Das ist ohne Rechtsanspruch, ein bisschen wie in Gutsherrenart“, sagt Jurist Stefan Perner von der Wirtschaftsuniversität Wien. Es dauert oft lange und deckt nur einen Teil der Schäden ab.
Flutrisiko in Österreich
Die größte Herausforderung bei der Klimawandelanpassung sei das Hochwasser, schrieb die OECD in ihrem Bericht. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist einem Hochwasserrisiko ausgesetzt.
Viele Menschen leben in Österreich in Risikogebieten – damit es in Zukunft nicht mehr werden, ist eine verantwortungsvolle Baupolitik notwendig. In Zeiten der Klimakrise wäre es aber auch vernünftig, Versicherungsmodelle für Menschen, die in dem blauen Gebiet auf der HORA-Karte leben (30- oder 100-jähriges Hochwasser), zu schaffen, auf die sie sich verlassen können. Denn derzeit heißt es für sie meist, sie seien „unversicherbar.“
Eine Möglichkeit ist eine Naturkatastrophenversicherung. Der Agrarökonom Franz Sinabell schlug das vor einigen Monaten gemeinsam mit Reimund Schwarze bereits vor. Jetzt sieht er sich bestätigt: „Es ist kein Orchideenthema mehr“, sagt Sinabell.
Jetzt, nach dem Hochwasser, stimmt der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil in die Forderung ein. „Daher wäre die Bundesregierung gefordert, ähnlich wie die Hagelversicherung für Landwirte, für Katastrophenfälle bei Privaten eine gesetzliche Versicherung zu implementieren. Das wäre der richtige Weg", so der Landeshauptmann gegenüber der APA.
Klimabonus finanziert mit
Ökonom Sinabell legt auch einen Finanzierungsvorschlag vor, und zwar über den Klimabonus. Denn der werde durch den Co2-Preis finanziert, das Volumen sollte in den kommenden Jahren steigen. „Wir könnten die Mittel dafür verwenden, um die Versicherungsprämien leistbar zu machen.“
Das funktioniere ähnlich wie bei der Hagelversicherung, die freiwillig ist. Sehr viele Bauern schließen eine Hagelversicherung ab, diese wird vom Katastrophenfonds zusätzlich unterstützt. „Eine subventionierte Versicherung erweitert den Kreis derer, die sich versichern, stark“, sagt Sinabell.
Unsere Reporterinnen Natalia Anders und Daniela Breščaković waren in den letzten Tagen im Unwettergebiet in Niederösterreich unterwegs und haben mit unzähligen Betroffenen gesprochen. Im nächsten profil können Sie ihre Geschichte lesen.