Pfft! Wenn Tupperware die Luft ausgeht
Jede Sekunde, das hat ein kluger Kopf mit vermutlich viel Tagesfreizeit einmal errechnet, ertönt irgendwo auf der Welt ein „Pffft“. Die Rede ist nicht etwa von den Fürzen von Kühen oder anderer Lebewesen, sondern vom sogenannten Tupper-Seufzer – also dem Geräusch, das beim Öffnen von Plastikgeschirr des US-amerikanischen Herstellers Tupperware entsteht. Deckel auf, Luft raus – Pfft.
Es ist rund 15 Jahre her, dass ich mich an einem Samstagnachmittag in eine Reihenhaussiedlung nach Wien-Stadlau aufmachte, um dort einer Tupperware-Party beizuwohnen. Das Unternehmen setzte nach wie vor auf dieses Vertriebsmodell, mit dem es in der Vergangenheit Rekordumsätze eingefahren hatte. In den Nullerjahren allerdings wirkte das bereits – um es vorsichtig auszudrücken – leicht anachronistisch. Zum einen, weil längst in jedem Supermarkt günstigere Konkurrenzprodukte erhältlich waren. Zum anderen, weil auch der Online-Handel dieses Geschäftsmodell zunehmend unter Druck setzte. Der Stimmung der anwesenden Damen tat dies keinen Abbruch, auch wenn die Verkaufszahlen an diesem Nachmittag überschaubar blieben. Meine damalige profil-Reportage von dieser etwas skurrilen Veranstaltung jedenfalls war mehr Abgesang als Hohes Lied.
Spätestens im heurigen Frühjahr durfte ich mich bestätigt fühlen. Die langjährige Krise führte zu massiven Liquiditätsproblemen – das Unternehmen fürchtete ums Überleben. Doch seit etwa einer Woche schießt der Aktienkurs aus unerklärlichen Gründen in die Höhe. Am 19. Juli lag er noch bei 0,64 Dollar, zwischenzeitlich stand er bei 5,38 Dollar, also mehr als eine Verachtfachung.
Sie haben es vielleicht schon geahnt, ich gehöre nicht zu den Nutznießern dieser Kursrallye. Doch wer jetzt überlegt noch schnell einzusteigen, sei gewarnt: Die Tupperware-Wertpapiere sind zu einer sogenannten Meme-Aktie geworden. Wie vor zwei Jahren bei der Aktie des Videospielhändlers Gamestop haben sich Kleinanleger über die Internetplattform Reddit gegenseitig zum Kauf ermuntert und so den Kurs nach oben getrieben. Über die tatsächliche Werthaltigkeit der Aktie sagt das freilich nichts aus. Nicht auszuschließen, dass hier sehr bald wieder die Luft raus ist.
Schauplatzwechsel: Ein großes Pfft – vielleicht aber auch ein herzhaftes „What the Fuck?!“ – ist wohl auch einigen Abgeordneten des US-Kongress vergangene Woche entwichen, als sie den Ausführungen des ehemaligen Geheimdienstmitarbeiters David Grusch lauschten. Er erzählte von Flugobjekten „nicht-menschlichen Ursprungs“, die in Besitz der amerikanischen Regierung seien. Über die Details berichtet Siobhán Geets in der aktuellen Ausgabe.
Einen luftigen Donnerstag wünscht
Christina Hiptmayr