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Frausein im Krieg

Wie die restriktiven Abtreibungsgesetze in Polen ukrainischen Frauen schaden. Und was Anne Frank schon über das Frausein im Krieg schrieb.

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Unlängst bezeichnete mich ein lieber Kollege als die „bestgelaunteste“ Journalistin, die er kennt. Das Lob nehme ich gerne an, denn dieser Tage ist es wahrlich nicht leicht, sich Freude zu bewahren.

Eine Geschichte hat mich diese Woche besonders berührt: Während das Recht auf Abtreibung in vielen Staaten der USA vor dem Ende steht, sehen wir in Polen bereits, welche furchtbaren Folgen eine solche Politik haben kann. Geflüchtete Frauen, die im Ukraine-Krieg vergewaltigt wurden, versuchen dort verzweifelt Abtreibungen zu bekommen. Bei Vergewaltigung ist eine Abtreibung zwar bis zur 12. Woche erlaubt, dafür braucht man aber eine Bestätigung eines Staatsanwalts. Viele Frauen können jedoch nicht einmal darüber sprechen, was ihnen Schreckliches passiert ist, weil sie so traumatisiert sind.

„Soldaten und Kriegshelden werden geehrt, Forschern wird unsterblicher Ruhm zuteil, Märtyrer werden verehrt, aber wie viele Menschen sehen Frauen auch als Soldaten?“, schrieb einst schon Anne Frank in ihr Tagebuch.

Diese Woche wurde im Gartenbaukino „Anne Frank – der Podcast“ vorgestellt. Bei der Lesung der Einträge wurde wieder deutlich, wie viel Mut, Resilienz, Liebe, sogar Humor sie mitten im Krieg bewies.

Heute ist wieder Krieg in Europa. Musiker Thees Uhlmann, einer der Lesenden, sagte bei seinem Konzert danach, man müsse trotzdem lachen und fröhlich sein, um uns über das Lachen zu definieren. Ist es vielleicht die beste Eigenschaft des Menschen, auch im Schlimmsten noch die Hoffnung zu suchen?

Was Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, Freude macht, schreiben Sie uns seit einigen Monaten in unserer Leser:innenkolumne „Ist das nicht wunderbar!“. Jede Einsendung macht mir wiederum Freude, danke dafür. Die Motive der Beiträge sind ähnlich, wie jene, die schon Anne Frank in ihrem Tagebuch beschrieb: Freunde, die Natur, die Kunst …

„Ich finde, dass noch bei jeder Sorge etwas Schönes übrig bleibt. Wenn man das untersucht, entdeckt man immer mehr Freude und man fühlt wieder innere Ruhe. Und wer glücklich ist, macht auch andere glücklich.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende,

Ines Holzmüller