Morgenpost

Prosit 2024! Wieder mal ein Neuanfang

Willkommen im neuen Jahr, das anders ist als seine Vorgänger. Es steht viel auf dem Spiel, um genau zu sein: die Welt wie wir sie kennen.

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Die beste Woche des Jahres ist vorbei, die zweitbeste beginnt jetzt. Man könnte glauben, der erste Jänner sei ein Tag wie jeder andere – aber Sie haben es bereits die vergangenen Wochen bemerkt: das stimmt offenbar nicht. Eiligst mussten noch Aufträge abgearbeitet werden, Baustellen bereinigt werden – und so manche Firma wurde noch schnell in die Insolvenz geschickt. Alles, was unangenehm ist, soll im vergangenen Jahr bleiben. Und jetzt, heute, fängt das neue Leben mal wieder (so wie jedes Jahr) mit guten Vorsätzen von vorne an. Oder mit einem leichten Kater, begleitet von den Klängen des immergleichen Neujahrskonzerts – falls Sie es verschlafen haben, Donauwalzer und Radetzkymarsch waren sicher dabei. Dieser alljährliche Neuanfang ist eigentlich eine alte Tradition. Denn die Wahrheit ist, Menschen ändern sich nicht gerne – auch wenn die Umstände es verlangen würden.

2024 könnte ein Jahr der Zeitenwende sein – es stehen wegweisende Entscheidungen an, im Großen und Kleinen. Fangen wir mit dem Kleinsten an: Die Wahl in Salzburg. Dort könnte die ÖVP den Bürgermeister verlieren – und zwar ausgerechnet an die Kommunisten. In der Steiermark regieren sie schon – zumindest in der Hauptstadt Graz. Auch hier könnte die ÖVP bei den Landtagswahlen den Thron verlieren – an die FPÖ. Und sehr wahrscheinlich ist dieses Szenario aus heutiger Sicht auch auf Bundesebene. Im September soll gewählt werden und die Blauen liegen seit Monaten stabil auf Platz eins. Vorher gilt es noch die Wahlen auf EU-Ebene zu schlagen, auch hier ist einiges ins Rutschen geraten. Und dann wären da noch diese Wahlen, die zwar weit weg sind, aber unser Leben mehr beeinflussen könnten als uns lieb ist. In den USA stehen Präsidentschaftswahlen an – und Donald Trump macht sich bereit. Ob er eine Renaissance erleben wird?

Es könnte auf der Welt bald ein neues Klima herrschen: Im wahrsten Sinne des Wortes – aber auch, was eine neue Weltordnung samt damit einhergehender Zurückdrängung liberaler Demokratien betrifft. Das demonstrieren nicht zuletzt zwei Kriege in der Ukraine und in Gaza, die viel mehr sind als ein Kampf um Territorium.

Wenn wir also einen Neujahrsvorsatz haben sollten, dann den: Wir sollten uns bewusst sein, dass nichts selbstverständlich ist. Dass man Errungenschaften jeden Tag verteidigen muss – und dass man auch ab und zu einfach dankbar sein sollte, für das, was wir hier haben. Scheuen Sie sich nicht, es auch ab und zu laut auszusprechen.

Ich fange damit an: Danke, dass Sie uns die Stange halten, uns treu sind – uns lesen und kritisieren. Das vergangene Jahr mit Ihnen war schön. Unser Neujahrsvorsatz für dieses Jahr: Wir wollen uns weiter zum Positiven wandeln, Sie überraschen und erfreuen. 

In diesem Sinne: Wir wünschen Ihnen einen guten Start in dieses Jahr.

Anna  Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.