Bei Rapid gegen Austria gewinnt auch die Stadt Wien
Morgenpost

Die „Rapid und Austria“-Steuer

Die Stadt Wien kassiert dank des sogenannten „Sportgroschen“ über zwei Millionen Euro. Die Hälfte der gesamten Abgabenlast stemmen die zwei Vereine Austria und Rapid.

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Für die Wiener Austria läuft es sportlich: Der Traditionsverein aus Wien/Favoriten geht hinter Sturm Graz als Nummer zwei der österreichischen Bundesliga in die Winterpause. 12.335 Zuschauer kamen im Schnitt zu den Heimspielen der Austria, so viele wie seit den Sechziger-Jahren nicht mehr.  Auch der Erzrivale Rapid spielt eine gute Saison. In der UEFA Conference League liegen die Grün-weißen derzeit auf Platz vier von 36 Teams, der Aufstieg in die nächste Runde ist bereits fixiert. Rapid ist traditionell der mit Abstand beliebteste Verein in Österreich. Zu den Spielen des Rekordmeisters kommen durchschnittlich mehr als 20.000 Fans nach Hütteldorf.

Davon profitiert auch die Gemeinde Wien. Die hebt nämlich bei Sportveranstaltungen – als einziges Bundesland – eine Landesabgabe auf die Ticketerlöse ein. Zehn Prozent der Eintrittsgelder gehen als Sportförderungsbeitrag an die Stadt. Die Abgabe wurde ursprünglich 1946 unter dem Titel „Sportgroschen“ eingeführt, um mit dem Erlös die im Krieg zerstörten Sportstätten zu sanieren. Auch heute fließen die Mittel zweckgewidmet in den Sport. 

Das Kuriose: Wie profil-Recherchen ergeben, stammt ziemlich genau die Hälfte der gesamten Einnahmen aus dem Sportförderungsbeitrag von den zwei Wiener Großklubs. Bei Rapid schwanken die Zahlungen – je nachdem, wie viele Heimspiele in Pokal und Europacup in einem Jahr ausgetragen werden – zwischen 600.000 Euro und 800.000 Euro. Bei der Austria ist es etwas mehr als die Hälfte davon. Zum Vergleich: 2023 kassierte Wien insgesamt 2,3 Millionen Euro unter dem Titel Sportförderungsbeitrag. Möglicherweise wäre es eine effizientere Form der Sportförderung, den Sportvereinen die Abgabe überhaupt zu ersparen. 

Es wäre nicht das erste Mal: 2017 wurde in Wien mit der Vergnügungssteuer ein anderes Nachkriegsrelikt abgeschafft. Seitdem können hier Lustbarkeiten wie Ausstellungen, Filmvorführungen, Tanzveranstaltungen, oder Peep-Shows ohne fiskalische Spaßbremse durchgeführt werden.

Josef Redl

Josef Redl

Wirtschaftsredakteur. Davor Falter Wochenzeitung.