Morgenpost

René Benko: Die Papiere bitte!

Knalleffekt in der Causa Signa: Hausdurchsuchungen bei René Benko und Ex-Geschäftsführern. Was dahinter steckt.

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Innsbruck-Igls, Dienstagfrüh um halb acht: Mehrere Polizeiautos und Kleinbusse in Zivil fahren am Anwesen der Familie Benko vor, Beamte der Spurensicherung und Cobra-Männer in schwerem Gerät begehren Einlass. Eine von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) angeordnete Hausdurchsuchung steht an, es geht um das Insolvenzverfahren der Signa Holding inklusive Subgesellschaften. 

Die Polizisten werden eingelassen, Benkos Frau geht mit dem Hund spazieren, Anwalt Norbert Wess versichert in einem ersten Statement, dass Polizei und WKStA „sehr professionell agieren“ und sein Mandant sich „kooperativ und konstruktiv“ verhalte. Berge von Daten werden sichergestellt.

Und nicht nur in Innsbruck. Am selben Vormittag finden auch in der Wiener Zentrale von René Benkos Signa Holding sowie bei mehreren ehemaligen Geschäftsführern und Vorstandsmitgliedern Hausdurchsuchungen statt, nicht zuletzt auch beim Ex-Finanzvorstand Manuel Pirolt, der die Immobilientöchter Signa Prime und Signa Development leitete. Pirolt, im Signa-Reich lange die Nummer zwei hinter René Benko, hat sich im aktuellen profil erst vor wenigen Tagen in einem großen Interview erklärt – was er zum Kollaps der Signa und zu René Benkos Rolle im Unternehmen zu sagen hatte, lesen Sie hier.

Pirolts Anwalt Michael Rohregger bestätigte dem ORF gestern die Hausdurchsuchung und erklärte zu den Vorwürfen: „Es geht entweder darum, dass finanzielle Mittel in der Signa-Gruppe nicht widmungsgemäß verwendet worden seien, oder dass man bei Finanzierungen die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht richtig dargestellt hätte.“

Hintergrund der Amtshandlungen waren laut profil-Informationen offenbar Anzeigen des Rechtsanwalts Johannes Zink, der mehrere Gläubiger der Signa vertritt, darunter Banken (etwa die Schelhammer-Schattera Bank) und Immobilieninvestoren (darunter die Supernova-Gruppe des Frank Albert). Auf profil-Anfrage zeigt sich Zink über die Razzia erfreut: "Das Vorgehen der Ermittlungsbehörden bestätigt den von uns eingeschlagenen Weg. Es bleibt nun die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten."

Das Timing der Ermittler war übrigens erstaunlich und erwischte die Anwälte der Beamtshandelten durchwegs auf dem falschen Fuß: Sie befanden sich zum Zeitpunkt in Berlin, um dem letzten Vorrundenmatch des Österreichischen Nationalteams bei der Fußball-Europameisterschaft beizuwohnen. 

Alles über die aktuellen Entwicklungen in der Causa Benko lesen Sie hier, zu den Hintergründen und Auswirkungen der Pleite empfehlen wir unseren Signa-Kanal – und natürlich das nächste profil.

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur und ist seit 2020 Textchef dieses Magazins.