Sie haben die Wahl!
Lassen Sie uns diese Morgenpost mit einigen relativ guten Nachrichten beginnen. Also „gut“ im Sinne von „nicht so schlecht, wie sie sein könnten“: Die befürchteten Silvesterkrawalle sind ausgeblieben, Benjamin Netanjahus autoritäre Justizreform in Israel wurde vom Obersten Gerichtshof aufs Abstellgleis bugsiert, die vorweihnachtliche Corona-Welle ist am Abklingen, und bei der Vierschanzentournee haben sich die Österreicher bis dato auch nicht blamiert. Andererseits: Mit schweren Luftangriffen auf Kiew hat Russland seinen Krieg gegen die Ukraine um den Jahreswechsel herum wieder intensiviert, eine Lösung des Konflikts scheint weiter entfernt denn je.
Aber: Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich in diesem Jahr noch einiges zum Besseren wendet. Wir haben, immerhin, die Wahl. Zum Beispiel in Salzburg (Gemeinderatswahlen am 10. März) und der Steiermark (Landtagswahlen im November), nicht zu vergessen die Nationalratswahl (turnusmäßig im Herbst). Aber auch weltweit steht die Demokratie in diesem Jahr weiträumig auf dem Prüfstand: In mehr als 60 Nationen mit insgesamt rund 4 Milliarden EinwohnerInnen wird 2024 gewählt, die global bedeutsamsten dieser Urnengänge finden in den USA, in Indien, der EU, in Taiwan, Pakistan, im Iran und in Russland statt, wobei der Ausgang der letzteren Wahl relativ einfach vorherzusehen ist.
Im kommenden profil werden wir Sie über dieses Superwahljahr entsprechend eingehend informieren: Was ist davon zu erwarten, wie wird es sich auswirken, sprich: Ist Optimismus angebracht? Oder hält man es doch besser mit unserem Kolumnisten Rainer Nikowitz, der in seiner Kolumne zum Jahreswechsel eine etwas andere Perspektive formulierte:
„Sich in Zeiten wie den unsrigen den Optimismus zu bewahren, ist ja in Wirklichkeit total einfach. Man sucht die nächstgelegene Düne seines Vertrauens auf, gräbt sich dort ein komfortables Loch zur zumindest vorübergehenden, wenn nicht überhaupt gleich Endlagerung seines Kopfes – und flugs geht einem alles, was außerhalb dieser eigenen drei Wände passiert, buchstäblich am Arsch vorbei.“