Immer mehr Signa-Gesellschaften müssen Insolvenz anmelden. Und damit werden auch die Forderungen der Geldgeber immer größer. Einige von ihnen sind auch Bereit, vor Gericht zu ziehen.
Morgenpost

Signa: Verlieren jetzt alle Signas ihre Eigenverwaltung?

Eine Gruppe von Signa-Gläubigern fühlt sich vom Management der insolventen Signa Prime schlecht vertreten. So sehr, dass sie beim Handelsgericht den Entzug der Eigenverwaltung fordern. Darunter sind auch die Uniqa und die Wiener Städtische. War es das jetzt mit der Sanierung in Eigenregie?

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Eigentlich sollte es ein bombensicheres Investment sein. Schön konservativ in Betongold veranlagt und eigentlich krisenresistent. So sicher, dass die größten Versicherer und Pensionsfonds im deutschsprachigen Raum ohne Bedenken eine Anleihe nach der anderen zeichneten. Ach was, nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern sogar weltweit. Was sollte schon schief gehen bei einem Immobilienportfolio, das sich mit den schönsten Gebäuden Deutschlands und Österreichs schmückt?

Das Investment war aber eben nur fast krisensicher und jetzt müssen mitunter die größten Versicherer und Pensionskassen in Deutschland ihren Kunden erklären, wieso sie mit Stand heute um die drei Milliarden Euro bei der mittlerweile insolventen Signa versenkt haben. Dazu zählen übrigens auch die heimische Wiener Städtische Versicherung AG und die Uniqa. 50 Millionen Euro hat die Wiener Städtische für Signa-Anleihen in die Hand genommen. Und dem Vernehmen nach wurden sie in der Bilanz von 2023 schon ganz abgeschrieben, weil niemand mehr daran glaubt, das Geld wieder zu bekommen. Der Uniqa schuldet Signa offenbar noch 80 Millionen Euro. Das Geld floss auch in Anleihen, die irgendwann eine solide Rendite versprochen haben. Jetzt ist es großteils weg. Und wieviel davon zurückkommt, hängt vom Erfolg des Sanierungsteams der insolventen Signa Prime und Signa Development ab. Das sind die zwei werthaltigsten Signas mit dem größten Immobilienportfolio.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Dass Sanierungsvorstand Erhard Grossnigg und sein Team wirklich im Sinne aller Gläubiger handeln, um das meiste Geld für alle herauszuholen, bezweifeln jetzt aber zwei Dutzend Gläubiger. Sie fühlen sich übervorteilt und fordern vor dem Handelsgericht in Wien nichts weniger, als dass Signa Prime die Eigenverwaltung entzogen werden soll. Darüber haben auch schon die „Financial Times“ und der „trend“ berichtet. Unter den Klägern sind große deutsche Versicherer und Pensionskassen wie uniVersa, Signal Iduna oder Hansainvest, aber auch die Uniqa und die Wiener Städtische. 

Der Antrag – er liegt profil vor – wurde am 21. Februar eingebracht und die zuständige Richterin soll demnächst entscheiden, wie es mit der Sanierung weitergeht. In dem Antrag gehen die Klägerinnen hart ins Gericht mit dem Sanierungsmanagement rund um Erhard Grossnigg. Das Gremium verfüge „über keine einschlägige Branchenerfahrung im internationalen Immobilien(verwertungs)bereich“. Die Gläubiger hätten überhaupt aus den Medien erfahren, dass die werthaltigsten Immobilien „ohne Not“ und quasi im Paket abverkauft werden sollen. Gemeint sind das Goldene Quartier, das Park Hyatt, das Gebäude, in dem der Verfassungsgerichtshof eingemietet ist und das Kaufhaus Tyrol. Die stehen ja jetzt quasi im Paket zu Verkauf. Zumindest sucht die Projektgesellschaft, in der sie gebündelt sind, einen neuen Eigentümer.

Genau dieses Vorgehen stellen die Versicherungen aber jetzt in Frage. „Wichtig ist, dass es einen transparenten und fairen Prozess gibt, bei dem auch die Interessen der vielen Gläubiger berücksichtigt werden. Das ist ein professioneller und notwendiger Schritt, um die Insolvenz der Signa Prime konsequent abzuarbeiten und den Schaden – wenn noch möglich – zu begrenzen“, heißt es auf Nachfrage bei der Wiener Städtischen. 

Die Forderungen der betroffenen Gläubiger sind nachrangig, sie werden also erst am Ende bedient, nachdem zum Beispiel die Banken ihre hypothekarisch besicherten Kredite zurückbekommen haben. Für sie ist es wesentlich, dass so viel Geld wie möglich zusammenkommt, damit sie am Ende nicht ganz durch die Finger schauen. Und angesichts der Schnellschüsse und geplanten Paket-Abverkäufe zweifeln sie eben daran. Zudem werfen sie dem Management intransparente Kommunikation vor. 

„Warum sollen die, die das Ganze in den Sand gesetzt haben, hier jetzt weiter werken? Und warum lassen sie sich keine Zeit mit dem Verkauf, bis der Markt sich etwas erholt und bis man mehr Angebote einholen kann?“, sagt ein Involvierter zu profil. „Es ist auch nicht unbedingt notwendig, dass sich die Signa in Eigenverwaltung saniert.“ Für das Signa-Management und deren Investoren ist das aber sehr wohl von Vorteil. Denn nur so bleibt Signa quasi in Signa-Hand. Wenn ein Sanierer die Verwaltung übernimmt, wird ohne Mitsprache des Managements und ohne Zeitdruck saniert und verkauft. Der Erlös wird dann unter den Gläubigern aufgeteilt – den vorrangigen und den nachrangigen. 

Dass der Sanierungsvorstand jetzt schnell verkaufen muss, hängt auch mit dem österreichischen Insolvenzrecht zusammen. Dieses räumt dem Management grundsätzlich sechs Monate für eine Sanierung in Eigenregie ein. So lange hat die Geschäftsführung also Zeit, die Insolvenz selbst zu bewältigen und Verkäufe in die Wege zu leiten, um das Unternehmen noch selbst zu retten. Am 18. März ist jedenfalls die Sanierungsplantagsatzung der Signa Prime angesetzt. Dann sollen die Gläubiger über den Sanierungsplan von Erhard Grossnigg abstimmen.

Anderseits ist die Kritik am Sanierungsvorstand ist nicht neu. Aus dem Umfeld der Sanierer sowohl der Signa Prime, als auch der Signa Holding wurde immer wieder beklagt, dass der Informationsaustausch zu wünschen übrig lasse. Es ist sogar für die Sanierungsteams nicht ganz nachvollziehbar, was das Management in den vergangen zwei Jahren so beschlossen hat. Wir haben exklusiv berichtet. 

Wenn das Gericht aber zum Schluss kommt, dass die Sorgen und Ängste der Gläubiger gerechtfertigt sind und der Signa Prime die Eigenverwaltung entzogen wird, werden die Karten im Benkos einstürzendem Kartenhaus wieder ganz neu gemischt. Dann wird ganz ohne Zeitdruck und ohne Mitsprache vom Management saniert.

„Wir hatten vor ein paar Jahren das Schlamassel um die Hypo Alpe Adria und jetzt die Signa“, schimpft ein Insider. „Unser Image als Finanzplatz leidet jedenfalls massiv.“ Signa blieb übrigens bis Redaktionsschluss eine Stellungnahme zu den Vorwürfen der Gläubiger schuldig. 

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".