Eisenstadt gegen Traiskirchen: Feindschaft, Genossen!
Der SPÖ-Thron am Titelblatt des neuen profil ist ein ziemlich zerschlissener Bürosessel, der die Spuren eines streckenweise orientierungslos wirkenden Richtungskampfes versinnbildlicht, in dem sich die Partei vor aller Augen selbst zerlegt. Nun geht es in die Stichwahl, eine international übliche Praxis, wie Sie im aktuellen profil nachlesen können, das wegen des bevorstehenden Pfingstfeiertags bereits heute als e-paper erhältlich ist.
Es treten gegeneinander an: der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, je nach Lesart ein selbstbewusster Stratege oder doch eher ein strategischer Ego-Shooter, den Kollege Clemens Neuhold porträtiert, und der Traiskirchner Bürgermeister und rote Basisliebling Andreas Babler. Eisenstadt gegen Traiskirchen, das ist Brutalität. Schlimmer geht es natürlich immer.
In Bolivien artete kürzlich eine Parlamentssitzung in eine Massenschlägerei aus. Abgeordnete vom linken und rechten Rand rissen einander an den Haaren, traten und boxten um sich. Soweit wird es am 3. Juni beim SPÖ-Parteitag in Linz doch nicht kommen. Obwohl - der seit mehr als hundert Jahren unter Sozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten gepflogene Gruß „Freundschaft, Genossen!“ klingt derzeit etwas höhnisch, weshalb die aktuelle profil-Geschichte rund um die roten Parteikalamitäten den Titel „Feindschaft, Genossen!“ trägt.
Gendern muss man diesfalls nicht, die erste Parteichefin in der Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie, Pamela Rendi-Wagner, ist ja nach einer bekanntlich „arschknappen“ Entscheidung - Doskozil: 33,68 Prozent, Babler: 31,51 Prozent, Rendi-Wagner: 31,35 Prozent – aus dem Rennen. Auch aus frauenpolitischer Sicht kann man die SPÖ anno 2023 kaum anders als blamabel finden.
Währenddessen spielen sich an den Grenzen Europas schier unglaubliche Szenen ab. Der Österreicher Fayad Mulla dokumentierte die Entführung und illegale Abschiebung von Flüchtlingen vor der Insel Lesbos mit der Kamera. Nun kämpft er dafür, dass die Rechtsbrüche an den EU-Außengrenzen endlich ermittelt und abgestellt werden, berichtet Robert Treichler.
Und weil einem trotz allem das Lachen nicht vergehen soll, schlüpfte Kollege Wolfgang Paterno in die Rolle eines Praktikanten beim Satire-Projekt „Tagespresse“ und lernte dabei unter anderem, dass Witzemachen schön ist, aber sehr viel Arbeit macht. Vor allem in Zeiten wie diesen.
Ich wünsche Ihnen anregende Stunden mit dem neuen profil,
herzlich,
Edith Meinhart