Steyr Automotive will Menschen mit Behinderungsstatus kündigen
„107 Millionen Euro Dividende aber Menschen mit Behinderung zur Kündigung beim Sozialministerium anmelden. Das ist unfassbar“, berichten Betroffene. Es geht um elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die meisten über 50, die alle seit 16 bis 33 Jahren im Werk von nunmehr Steyr Automotive arbeiten.
Das Unternehmen Steyr Automotive soll die Zustimmung auf Kündigung beim Sozialministeriumservice beantragt haben – das muss bei Menschen mit Behinderung so sein, denn sie haben einen erhöhten Schutz. Die Landesstelle des Sozialministeriumservice muss der Kündigung zustimmen, die Betroffenen können eine Stellungnahme abgeben. Anfang November wird bei Gericht verhandelt, danach fällt die Entscheidung, ob die Kündigungen zulässig sind. Wir fragten bei Steyr Automotive nach, warum die Firma zu diesen Maßnahmen greift, erhielten allerdings bis Redaktionsschluss keine Antwort.
Kündigungen unter AMS-Meldeschwelle
Diese elf Mitarbeiter reihen sich in einen Personalabbau im großen Stil seit der Übernahme des Werks durch Siegfried Wolf ein, profil berichtete. Damals arbeiteten um die 2.000 Menschen im Werk, jetzt sollen es um die 800 sein, heißt es aus internen Quellen. Medial wurde groß über drei Kündigungswellen berichtet, intern heißt es aber, dass beinahe monatlich Menschen den Betrieb verlassen müssen – jedoch unter der AMS-Meldeschwelle. Konkret müssen Unternehmen mit mehr als 600 Angestellten, wie eben Steyr Automotive, Kündigungen von mehr als 30 Personen beim AMS melden. Steyr Automotive antwortete nicht auf unsere diesbezügliche Anfrage.
Und was macht der Betriebsratsvorsitzende? Nicht viel, wenn man mit Beschäftigten spricht.
Und was macht der Betriebsrat?
Das ist allerdings nicht das einzige Verfahren. Ein Teil, der im Jahr 2023 gekündigten Beschäftigten, erhielt den Sozialplan, ein anderer bekam ein Angebot, das finanziell schlechter ausgefallen sein soll als dieser. Es sei jedenfalls strittig, wie der Sozialplan anzuwenden ist, heißt es von der Gewerkschaft dazu. Es seien Feststellungsklagen beim Arbeitsgericht Steyr, bei denen es um die Beendigungsansprüche der Mitarbeiter geht.
Und was macht bei alledem der Betriebsratsvorsitzende? Nicht viel, wenn man mit Beschäftigten spricht. Er vertrete mehr die Arbeitergeber als die Arbeitnehmerseite, sagen mehrere Mitarbeiter gegenüber profil. Wir konfrontierten Betriebsratsvorsitzender Helmut Emler mit den Vorwürfen, er wollte sich dazu aber lieber nicht äußern.
Wie groß die Nervosität im Betrieb ist, illustriert jüngst ein Fall, beim dem sogar die örtliche Polizei einschreiten musste. Ein Mitarbeiter telefonierte nach seiner Kündigung mit seiner Tochter. Er war am Boden zerstört und meldete sich darauf nicht mehr. Besorgt ging dessen Tochter vom Schlimmsten aus und verständigte die Polizei. Die suchte sogar am Werksgelände nach dem Mitarbeiter. Er tauchte einige Zeit später wieder unbeschadet auf, heißt es von der Polizei auf Nachfrage.