Innsbruck
Morgenpost

Superwahljahr 2024: Grün-schwarz-blaues Match in Innsbruck

Salzburg hat gewählt. Next Stopp im Superwahljahr 2024: Innsbruck. Heißt: mehr Grün, weniger Dunkelrot.

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Nach Salzburg ist vor Innsbruck: Vergangenen Sonntag entschied der SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger die Bürgermeister-Stichwahl in Salzburg für sich. Er erhielt 62,5 Prozent der Stimmen, sein Gegenkandidat Kay-Michael Dankl, KPÖ plus, 37,5 Prozent. Wie eine Analyse des Statistik-Professors Erich Neuwirth zeigt, verdankt Auinger seinen Erfolg den ÖVP-Wählern. Fast alle, die im ersten Wahlgang für den schwarzen Bewerber Florian Kreibich gestimmt hatten, wählten am Sonntag Auinger. Das von Dankl gewählte Kommunismus-Label schreckte das Bürgertum dann doch ab – sei es aus reinem Reflex, sei es aus historischem Bewusstsein. 

Kay-Michael Dankl ist kein seit Jugendtagen dunkelrot geprägter Kommunist; bis vor einigen Jahren war er bei den jungen Grünen. Er hätte seine neue Partei auch „Linke plus“ nennen können, ohne an die KPÖ anzudocken. Nun wird spekuliert: Hätte Dankl die Stichwahl gewonnen, wenn er auf die Kommunismus-Marke verzichtet hätte? Der Tipp Ihres Morgenpostlers: Ja, hätte er. Allerdings wäre er wohl nicht in die Stichwahl gekommen. Die Kommunisten-Marke mag „toxisch“ (Wolfgang Schüssel) sein, verschaffte Dankl aber die für ein Polit-Start-up notwendige Aufmerksamkeit. Dazu konnte seine neue Gruppe den Apparat der KPÖ nutzen. Als „Linke plus“ wären Dankl und seine Mitstreiter Konkurrenten der Kommunisten gewesen und nicht deren Genossinnen und Genossen.

Der Fersen-Fighter

In Innsbruck findet die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl am 14. April statt. Der Grüne Amtsinhaber Georg Willi veröffentlichte gestern eine Umfrage, wonach FPÖ-Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger voran liege. Vom Ergebnis der eigenen Umfrage zeigte sich Willi „schockiert“ – vielleicht hätte er sie zur Selbstschonung erst gar nicht beauftragen sollen. Wo aber ein Schock ist, wächst das Rettende auch. „Ich werde jetzt fighten, kämpfen. Und bin der Einzige, der Lassenberger auf den Fersen ist“, sagt Willi. Ob Willi, Lassenberger oder vielleicht doch ÖVP-Kandidat Florian Tursky die besten Chancen auf das Bürgermeisteramt hat, wird im aktuellen profil-Innenpolitikpodcast erörtert. Die Kommunisten sind in Innsbruck jedenfalls nur eine kleine Kraft.

Thema des Podcasts sind auch die Listen-Erstellungen ein halbes Jahr vor der Nationalratswahl am 29. September. Das Gerangel um sichere Plätze ist vor allem in jenen Parteien groß, die mit Verlusten rechnen müssen, wie ÖVP und Grüne. Das im Hintergrund ablaufende Hauen und Stechen bildet die Machtverhältnisse in der jeweiligen Partei ab. Sebastian Kurz machte sich die ÖVP im Jahr 2017 untertan und bestimmte die Bundesliste im Alleingang. Viele Quereinsteiger, die Kurz 2017 und 2019 ins Parlament brachte, werden ihr Mandat im Herbst verlieren. 

Die Kommunisten dürfen dagegen hoffen, in den Nationalrat einzuziehen. Die Konkurrenz am linken Rand ist aber groß, etwa durch den musikalischen Mediziner Dominik Wlazny (Marco Pogo). Dieser wird heute Vormittag bekanntgeben, ob er mit seiner Bierpartei kandidiert. Der Tipp Ihres Postlers: Prost! 

Nachtrag: So ganz festlegen wollte sich Wlazny nicht. Über seinen Antritt wird Ende April final entschieden. Bis dahin will die Bierpartei 20.000 Mitglieder und 1,2 Millionen Euro fürs Wahlkampfbudget haben.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl. Sein journalistisches Motto: Mitwissen statt Herrschaftswissen.