Morgenpost

Espresso und Ehrenpreis

Was der heutige Freitag, der auf den 13. fällt, mit Arnold Schönberg und den Video Music Awards zu tun hat.

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Die wohl überschaubare Gemeinde der Triskaidekaphobiker muss heute stark sein. Das Kalenderdatum Freitag, der 13., empfindet diese Leidensgenossenschaft als besonders bedrohliches Dunkelwesen im Jahreslauf, irgendwo zwischen Glibbermonster und Riesenkalmar. Die Triskaidekaphobiker sind an diesem Tag im Dunkeln und die anderen im Licht, so wie es Bert Brecht schon vor gut 100 Jahren in allerdings anderem Zusammenhang prophezeit hat.

Von dem Wiener Komponisten und Zwölftonmusiker Arnold Schönberg, der heute vor 150 Jahren geboren wurde, führt der Pfad auf gleich zwei Umwegen zu MTV. Es ist immer schön, wenn dank eines außergewöhnlichen Ereignisses auf einen völlig normalen, ja banalen Jahrestag plötzlich neues Licht fällt. 

Schönberg war, einerseits, bekennender Triskaidekaphobiker. Eine Wahrsagerin, die natürlich in einer ganz anderen Liga als der kühle Mathematiker des Musikalischen spielte, soll Schönberg bereits in seiner Jugend fortlaufendes Unglück mit der Zahl 13 angekündigt haben. In Theatern soll er sich deshalb nie in die 13. Reihe gesetzt haben, in späten Werken ersetzte er den 13. Takt durch die Notation „12a". Schönberg starb am Freitag, dem 13. Juli 1951, im Alter von 76 Jahren. 

Andererseits hätte der unbedingte Modernist die gestrige Show in New York, wo der Fernsehsender MTV zum 40. Mal die Video Music Awards verliehen hat, wohl mit einigem wohlwollendem Staunen gemustert. Es war ein Happening der alten und neuen Popstars, Musik von A bis Z. Eminem eröffnete den Showreigen mit der Single „Houdini“ aus seinem neuen Album „The Death of Slim Shady“ – gemeinsam, ganz Illusionist, mit einer Schar von Doppelgängern auf der Bühne. Lenny Kravitz ließ sich in Schlangenhose und mit Glitzerkette sehen, Newcomerin Sabrina Carpenter badete in einem Meer verkleideter Astronauten und sang ihren Sommerhit „Espresso“; Katy Perry wurde mit dem Ehrenpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. 

Es ist, um abschließend thematisch die Kurve zu kratzen, nicht bekannt, ob die Triskaidekaphobie zu Donald Trumps Triggerpunkten zählt. Taylor Swift erschütterte jedenfalls in New York Trumps Denken, wenn es denn Denken sei. Nach ihrer Wahlempfehlung für Kamala Harris orakelte Trump umgehend, dass der Superstar dafür einen „hohen Preis“ bezahlen werden müsse. Von zwölf Nominierungen nahm Swift allerdings gleich sieben Preise mit nach Hause. Sie ist mit bislang 30 Auszeichnungen die höchstdekorierte Künstlerin in der Geschichte der Video Music Awards. Gut nur, dass 30 durch 13 nicht ohne Rest teilbar ist.

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.