Teuerung: Bierpreisdeckel oder Bierdeckel?
Im Leben ist es so, dass ein und derselbe Stoff gut und schlecht sein kann; nützt und schadet; notwendig und überflüssig ist. Cholesterin etwa, aber interessanterweise auch Kohlendioxid, das unter seiner Kampfformel CO2 global Angst und Schrecken verbreitet, trägt es doch die Hauptschuld am Klimawandel. Um den Ausstoß zu reduzieren, wird auch die österreichische Regierung im Oktober eine CO2-Steuer einführen. Heizen, Tanken und alles, was direkt oder indirekt Kohlendioxid freisetzt, wird dadurch teurer – und im Idealfall weniger.
Nun erreicht uns aus UK eine bemerkenswerte Nachricht. Die britischen Brauereien schlagen Alarm, weil ihnen das Kohlendioxid ausgeht, das sie zur Produktion und Abfüllung von Bier benötigen. Dieses nützliche CO2 fällt als Nebenprodukt bei der Düngemittelherstellung an, die in Großbritannien konjunkturbedingt zurückgefahren wird. Schon äußert Emma McClarkin, Direktorin der British Beer & Pub Association, „ernsthafte Bedenken hinsichtlich der nachhaltigen CO2-Versorgung der Brauerei- und Pub-Industrie“.
Nun könnte man einwenden, das Hauptproblem des Britenbiers sei nicht die Kohlensäure, sondern die Temperatur. Englisches Bier ist zu warm, hat also das gleiche Problem wie die Erde. Derartiger Spott ist allerdings unangebracht. Denn vergangenen Freitag warnte auch der Deutsche Brauer-Bund vor „fehlenden CO2-Mengen“ und steigenden Bierpreisen – und das zwei Wochen vor Beginn des Oktoberfests in München.
Biermops
Eine lagerübergreifende TV-Diskussion über einen Preisdeckel auf Bier würde sich im beginnenden Bundespräsidenten-Wahlkampf anbieten. Mit Marco Pogo, Zivilname: Dominik Wlazny, bewirbt sich der Vorsitzende der 2015 gegründeten Bierpartei. Auch FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz muss Bier mögen, schließlich ist er Mitglied der Wiener Libertas. Wie Kohlendioxid ist die Libertas eine Verbindung, allerdings keine chemische, sondern eine schlagende. Auf den Buden von Akademischen Burschenschaften wie der Libertas fließt das Bier bekanntlich in Strömen in die singenden Kehlen – gerade auch aus Fässern des Deutschen Brauer-Bundes.
Findet das TV-Duell zwischen Pogo und Rosenkranz live im heimischen Privatfernsehen statt, könnte es spektakulär als „Biermops“ inszeniert werden. Darunter verstehen Burschenschafter zweierlei: in concreto ein geselliges Kampftrinken und despektierlich eine Gymnasiasten-Mensur mit stumpfen Klingen. Heinz-Christian Strache weiß ein Lied davon zu singen. Ob Säbel oder Alkohol, ob Pogo oder Rosenkranz – der Gewinner des großen Bierdeckel-Duells erhält eine Kiste Bier, englisches selbstverständlich, warm und ohne CO2.
Schäumen Sie nicht!
Gernot Bauer