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Morgenpost

Vorstand der Dokustelle Österreich teilt Märtyrer-Darstellung von getötetem Hamas-Anführer

Ein kontroverser Instagram-Post eines Vorstandsmitglieds der Dokustelle Österreich, mit Fokus auf Islamfeindlichkeit, wirft Fragen auf.

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Yahya al-Sinwar wurde vergangene Woche getötet. Er galt als Anführer der Hamas und Drahtzieher hinter dem Terroranschlag am 7. Oktober. Wie die New York Times in einem Porträt über ihn schreibt, soll sich al-Sinwar die meiste Zeit in unterirdischen Tunnel unterhalb des Gazastreifens versteckt haben. Er war Stratege und Chef der internen Sicherheitseinheit, dessen Aufgabe es war, Personen zu finden und zu bestrafen, die im Verdacht standen, gegen islamische Moralgesetze zu verstoßen oder mit den israelischen Besatzern zusammenzuarbeiten. Angeworben wurde er von Scheich Ahmed Yassin persönlich, dem Gründer der Hamas.

Vergangenen Mittwoch wurde al-Sinwar in einem Haus im südlichen Gazastreifen getötet, das zufällig vom israelischen Militär entdeckt wurde. Soldaten warfen eine Granate in das Gebäude, später gingen Bilder von al-Sinwars Leichnam um die Welt, bedeckt von Staub und unter Trümmern liegend, am Kopf eine blutende Wunde.

Eine Drohne hatte den verletzten Hamas-Anführer zufällig aufgespürt und Aufnahmen von al-Sinwar gemacht. Darauf zu sehen ist al-Sinwar wenige Augenblicke vor seinem Tod. Er sitzt auf einem Sessel, sein ganzer Körper ist von oben bis unten voller Staub, um ihn herum ist alles zerstört. Dann bewegt al-Sinwar seinen Arm und wirft einen Stock nach der Drohne. Der Moment, der ihn im Internet zum Märtyrer macht und gleichzeitg fragwürdige Reaktionen auf X, TikTok und Instagram hervorruft. Userinnen und User feiern ihn als Widerstandskämpfer, als Helden, der bis zur letzten Sekunde alles für sein Land gegeben und getan hat. Der Krieg in Gaza ist längst zu einem Krieg der Bilder geworden und hat sich nach al-Sinwars Tod noch weiter verhärtet. Dass auch Menschen in Österreich die Darstellung des palästinensischen Terroristen als Märtyrer teilen, wirft Fragen auf.

Kontroverser Instagram-Post

Ein Vorstandsmitglied der Dokustelle Österreich, einem Verein, der jährlich einen Bericht über Islamfeindlichkeit und Fälle von antimuslimischem Rassismus in Österreich dokumentiert und veröffentlicht, teilte auf Instagram ein Bild der palästinensisch-amerikanischen Journalistin Mariam Barghouti. Darauf zu lesen war: „He is after all, a Palestinian. Just one that was killed while fighting back while the rest are killed in their sleep.“ Übersetzt bedeutet das: „Er ist schließlich ein Palästinenser. Nur einer, der im Widerstand getötet wurde, während der Rest im Schlaf stirbt.“

Die Dokustelle wird vom Bildungsministerium und vom Wirtschaftsministerium gefördert und ist Teil der Antirassismus-Strategie des Kulturministeriums. Regelmäßig finden Antirassismus-Workshop an Schulen statt, die von Volksschulen bis hin zu höheren Schulen gebucht werden können. Ziel dieser Workshops ist es, Aufklärungsarbeit im Bereich Islamfeindlichkeit zu leisten. Der Verein finanziert sich also über Steuergeld, umso mehr stellt sich die Frage, wie solche Äußerungen mit der Arbeit der Dokustelle in Einklang stehen? Aufgegriffen hat dieses Thema der NEOS-Abgeordnete Yannick Shetty, der vor wenigen Tagen via X darauf verwies. Ob die Angelegenheit Folgen für die Arbeit der Dokustelle haben wird, ist derzeit noch unklar. Laut Bildungsministerium stehe man mit der Einrichtung aber bereits in Kontakt.

Daniela Breščaković

Daniela Breščaković

ist seit April 2024 Redakteurin im Österreich-Ressort bei profil. War davor bei der "Kleinen Zeitung".