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Tränen im Design Center: Das war der SPÖ-Parteitag in Linz

Die Genossen wollten in Linz geschlossen werden. Gelungen ist ihnen das jedoch nicht ganz.

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Am Montag wurde bekannt, dass beim Auszählen der Stimmen am Parteitag die Namen vertauscht wurden. Nicht Hans Peter Doskozil hat die Wahl gewonnen, sondern Andreas Babler. Zur Nachvollziehbarkeit der Ereignisse bleiben die Artikel in der ursprünglichen Version auf profil.at.

19 Stimmen mehr, und der neue SPÖ-Parteivorsitzende hätte tatsächlich Andreas Babler geheißen. Im Linzer Design Center zeigte sich am Samstag so deutlich wie nie, wo die Bruchlinien durch die SPÖ verlaufen - und wie gespalten die Partei ist. 
 

Bereits zum zweiten Mal hatte Babler alle überrascht - wieder war der Underdog denkbar knapp an seinen Konkurrenten Hans Peter Doskozil herangekommen: Babler kam auf 46,81 Prozent der Delegiertenstimmen, Doskozil auf 53,02. Junge Babler-Fans aus der Sozialistischen Jugend (SJ) waren nicht so beherrscht wie ihr Idol: Sie vergossen am Ende des Parteitags ein paar Tränen, weil der Sieg an Hans Peter Doskozil ging. 

Handschlag nach der Wahl: Andreas Babler und Hans Peter Doskozil

Wie Doskozil seinen Vorsitz anlegen will, skizzierte er bereits in seiner dreiviertelstündigen Rede zu Beginn des Parteitags und in einer zweiten, kürzeren nach der Ergebnisverkündung: Keine Koalition mit der FPÖ, eine Koalition mit der ÖVP gilt es ebenfalls zu verhindern. In der Mediengruppe „Österreich“ werde er keine Inserate mehr schalten; um die polarisierenden Streitpunkte Klima- oder Migrationspolitik ging es hingegen kaum. Innenpolitik-Neuzugang Max Miller hat bei Doskozils „erster Kanzlerrede“ genau hingehört - seine Analyse lesen Sie hier. Iris Bonavida, ebenfalls aus der Innenpolitik, hat das Gleiche mit Bablers Brandrede angestellt - dieses Stück lesen Sie wiederum hier

Eines von Bablers Steckenpferden war die Forderung nach einer 32-Stunden-Woche. Damit könne man dem in Österreich dramatischen Fachkräftemangel entgegenwirken, so argumentierte er im Vorfeld der Vorsitzwahl. Die 32-Stunden-Woche ist mit Hans Peter Doskozil nun wohl vom SPÖ-Tisch, das Thema bleibt aber weiterhin relevant. 

Gestern warnte AMS-Chef Johannes Kopf im Interview mit der APA davor, dass beim Fachkräftemangel so bald keine Entspannung in Sicht sei. Als mögliche Lösung nannte er neben dem Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten die qualifizierte Zuwanderung - darum geht es übrigens auch in unserer aktuellen Titelgeschichte.

Vor allem in der Pflege ist die Situation besonders verschärft. Wenn dieses Jahrzehnt zu Ende geht, fehlen in Österreich bis zu 100.000 Menschen, die sich um Alte und Kranke kümmern. Meine Kollegin Edith Meinhart hat vier überraschende Einsteiger in die Branche portraitiert. Wirtschafts-Chefin Marina Delcheva hat außerdem mit Arbeitsmarkt-Expert:innen und Unternehmer:innen über dieses Thema gesprochen; und Innenpolitik-Redakteur Clemens Neuhold war in Spitälern und Pflegeeinrichtungen unterwegs. 

Das gesamte Konvolut lesen Sie in der Printausgabe - hier als E-Paper verfügbar. Unsere gesamte Berichterstattung vom SPÖ-Parteitag haben wir an dieser Stelle für Sie gesammelt. 

Einen schönen Wochenstart wünscht

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

war bis Oktober 2024 stv. Online-Ressortleitung und Teil des faktiv-Teams.