Trump gegen Harris: Findet die TV-Debatte statt?
Kamala Harris hat die Nase vorn. Das US-Amerikanische Projekt „538“, das den Durchschnitt zahlreicher Wahlumfragen errechnet, sieht sie derzeit rund dreieinhalb Prozentpunkte vor Donald Trump. Ende Juli lagen Trump und Harris noch einigermaßen gleichauf bei 44 Prozent, seitdem konnte Harris ihren Umfragen-Vorsprung stetig ausbauen.
Für Harris, die vergangene Woche offiziell als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten bestätigt wurde, bedeutet das Rückenwind vor der finalen Phase des Wahlkampfs. Zu früh freuen sich die Demokraten allerdings nicht.
Denn: Auch Hillary Clinton lag 2016 noch zwei Wochen vor der Wahl deutlich vor Donald Trump. Zwar haben dann eine Vielzahl an Faktoren dazu geführt, dass Clinton die Wahl verloren hat, dennoch ist das natürlich ein Ausgang, den Kamala Harris vermeiden will.
Nicht nur durch den Wahlausgang will sie sich von Clinton abheben: Den Grundton ihrer Kampagne formuliert Harris entscheidend anders als ihre Parteikollegin. Sie, die als erste schwarze Kandidatin einer großen Partei antritt und die erste US-Präsidentin überhaupt wäre, hebt diese möglichen politischen Durchbrüche weder in ihren Fernsehspots noch in ihren Reden besonders hervor, wie Politico analysiert. Clinton hatte dies sehr prononciert getan. Harris konzentriert sich dagegen eher auf ihre Herkunft aus der Mittelschicht und ihre Erfahrung als Staatsanwältin.
Wenn sie, wie in ihrer Rede am Parteitag vergangene Woche von ihrer Kindheit in einem Arbeiterwohnviertel in Oakland in Kalifornien erzählt, dann verankert sie sich ganz bewusst in der Mittelschicht. „Das ist das, wo ich herkomme“, sagte sie, und verband es gleich mit dem politischen Subtext ihrer biografischen Erzählung: „In meiner gesamten Karriere hatte ich nur einen einzigen Mandanten. Das Volk.“
Ob Harris diesen stilisierten Mandanten nicht nur an der Wahlurne, sondern auch in einem direkten Fernsehduell gegen Donald Trump vertreten kann ist derzeit noch unklar. Trump ziert sich nämlich. Der bisher erste Termin eines solchen Duells wäre für den 10. September auf dem Fernsehsender ABC News geplant. Schon davor hatte Donald Trump seine Teilnahme aufgekündigt und wollte Harris zunächst zu einer Debatte auf Fox News bewegen – als diese dem jedoch nicht nach kam, machte er einen Rückzug und sagte für den Termin im September zu. Gestern stellte er seine Teilnahme dann erneut in Frage. „Warum sollte ich auf diesem Sender eine Debatte mit Kamala Harris führen?“ fragte er auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social und kritisierte eine angebliche Voreingenommenheit des Senders ihm gegenüber. „ABC FAKE NEWS“ müsse jetzt viele Fragen beantworten, so Trump. Seine Follower sollen jedenfalls dran bleiben: „Stay tuned!!!“
Sollte Trump am 10. September tatsächlich nicht zur Debatte erscheinen, wäre das freilich eine politische Steilvorlage für das Wahlkampfteam von Kamala Harris. Stay tuned!!!