Senator JD Vance und Donald Trump schütteln Hände
US-Wahlkampf

J.D Vance: Vom Anti-Trump zum Vize

Früher beschimpfte er Trump als Idioten. Jetzt steht er als Vize an seiner Seite. Wer ist J.D Vance?

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Die USA reden über ein Buch. Schon wieder beziehungsweise immer noch. Denn diese Buch erschien bereits 2016. Es wurde ein Bestseller und mittlerweile hat es auch der Streaming-Dienst Netflix verfilmt. 

Das Buch heißt Hillbilly Elegy" und geschrieben hat es James Donald – kurz J.D. – Vance. Der 39-jährige Republikaner und Senator aus Ohio wurde von Trump vor wenigen Tagen zu seinem Vizekandidaten auserkoren. 

Vom Rust Belt an die Eliteuniversität 

In Hillbilly Elegy" geht es um seine Kindheit in Middletown, einer Stadt in Ohio, gelegen im „Rust Belt“ (Rostgürtel), eine der ältesten Industriegegend der USA. Dort wuchs Vance in Armut und zerrütteten Familienverhältnissen auf. Sein Buch ist auch eine Geschichte über Perspektivlosigkeit. Fabriken schließen, weil Jobs ins Ausland abwandern. Alkohol, häusliche Gewalt und Scheidungen prägten seinen Alltag. Es ist eine Sozialstudie aber auch ein politisches Momentum. Denn das Buch erklärt auch, warum sich diese weiße, abgehängte Arbeiterschicht Donald Trump zuwandte. 

Vance gilt als der personifizierte amerikanische Traum. Ihm gelang der Aufstieg an die Eliteuniversität Yale, wo er Jus studierte und es zur militärischen Marine schaffte. Später arbeitete er für den Silicon-Valley-Milliardär Peter Thiel in San Francisco. Der Tech-Unternehmer war einst ein Unterstützer Donald Trumps gewesen, bis er sich 2023 von ihm distanzierte. 

Auch J.D. Vance stand Trump früher kritisch gegenüber. 

Einst ein Trump-Kritiker

„Ich mochte ihn nie“, sagte er in einem Interview im Oktober 2016. Vance nannte Trump öffentlich einen Idioten und verglich ihn in einer privaten Nachricht mit Adolf Hitler. Doch 2020 schwenke er um, weil er selbst in die Politik wechseln wollte. „Er ist der beste Präsident, den ich je erlebt habe“, meinte er bei einer Wahlkampfveranstaltung 2022. Im selben Jahr wurde Vance in seinem Heimatstaat Ohio in den US-Senat gewählt. 

Schlechte Nachrichten für die Ukraine 

Mittlerweile gilt er als einer der loyalsten Befürworter Trumps. Er reiste zum Prozess von Trump nach New York und verteidigte ihn vor dem Gerichtssaal. Ideologisch gilt Vance als Hardliner. Er streut nicht nur Zweifel an der Justiz, sondern stellt auch den Wahlsieg von Joe Biden im Jahr 2020 in Frage. Unklar ist, ob Vance eine Wahlniederlage im November akzeptieren würde. 

Für Kiew ist die Personalie Vance keine gute Nachricht. Er war einer der US-Kongressabgeordneten, der am lautesten und deutlichsten gegen eine weitere Unterstützung der Ukraine eintraten. Vance fordert etwa, die Ukraine müsse Gebiete an Russland abtreten und neutral werden. Einen Vorgeschmack von dem, was Europa mit Trump erwarten könnte, lieferte Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Januar diesen Jahres. Er glaube nicht, sagte er, dass „Wladimir Putin eine existenzielle Bedrohung für Europa“ darstelle. 

 

Franziska Tschinderle

Franziska Tschinderle

schreibt seit 2021 im Außenpolitik-Ressort. Studium Zeitgeschichte und Journalismus in Wien. Schwerpunkt Südosteuropa / Balkan.