Morgenpost

Was haben ein Pater, ein Türke und die FPÖ gemeinsam?

Die FPÖ versucht, mit allen Mitteln, ihre politischen Ziele durchzusetzen. Wie sie das macht.

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Die FPÖ versucht es mit allen Mitteln. Am Montag ging ein Video viral, wo ein Pater bei einer Wahlkampfveranstaltung der FPÖ in Wilhelmsburg bei St. Pölten vor einigen Tagen als Redner auftrat und für die Freiheitlichen warb. Am Rednerpult, gekleidet im Talar, sagte Zisterzienser-Pater Justin M. Sätze wie: „Ihre Partei ist die einzig nennenswerte Partei und für uns als Kirche maßgeblich.“ Und: „Es kann uns nicht egal sein, wie es zugeht“, weil die FPÖ, genauso wie die Kirche, für den „Lebensschutz“ stehe. Im Hintergrund prangt ein FPÖ-Plakatständer mit der Aufschrift: "Stark. Ehrlich. Frei."

Auf profil-Nachfrage sagte M., ihm sei es ausschließlich um „Inhalte“ und das „Recht auf freie Meinungsäußerung“ gegangen. Mehr will er dazu aber nicht sagen. Das Stift Lilienfeld, wo der 46-Jährige aktuell tätig ist, distanzierte sich von den Aussagen des Paters und veröffentliche noch am selben Abend eine Stellungnahme auf der Homepage. Das FPÖ-nahe Portal unzensuriert.at bezeichnet M. als „Mut-Pfarrer“, weil er sich öffentlich an die Seite der Freiheitlichen stellt. Er ist nicht der Einzige, der stellvertretend für eine bestimmte Gruppe die FPÖ unterstützt.

Muslime als Zielgruppe

Neben Justin M. trat auch Christopher W. unlängst in einem Video der FPÖ auf. profil berichtete. Der junge Mann soll offenbar türkische Wurzen besitzen. Im Video weist er mehrmals darauf hin und versucht andere Austrotürken zu mobilisieren für die FPÖ zu stimmen. Gleichzeitig spricht er darüber, dass man Einheimische „besser“ behandeln müsse als Ausländer. Fast zweieinhalb Minuten geht es ausschließlich um das Thema Migration. „Es geht darum, dass die eigenen Leute in ihrem Land geschützt werden“, sagt W., ansonsten würde Österreich zu einem „Dritte-Welt-Land“ werden. Es ist nicht der erste Auftritt von W., wie profil-Recherchen zeigen.

In der Vergangenheit sprach der heute 21-Jährige auch in anderen Videos. Damals als Corona-Leugner. Vor vier Jahren war er als „Gast“ bei einem Wiener Zahnarzt aus dem 19. Bezirk zu sehen (Name der Redaktion bekannt). Dieser nimmt unter anderem in seinem Bürosessel Videos auf und verbreitet sie auf der rechten Plattform „BitChute“. Das nutzen vor allem Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme, weil gängige Plattformen wie YouTube oder vimeo ihre Inhalte aufgrund von Falschinformationen löschen. In den Videos des Zahnarztes geht es neben Verschwörungsmythen hauptsächlich um Atombomben oder Rechtsextremismus. In einem Clip spricht über mutmaßliche Zusammenhänge zwischen Coronavirus-Todesfällen in Italien, Bill Gates und Impfungen. Zwischendurch dreht er auch kurze Recruiting-Videos, um neue Zahnärztinnen und -ärzte für seine Ordination zu begeistern.

Auch Justin M. befasste sich in der Vergangenheit neben seiner Tätigkeit als Pater mit der Corona-Thematik. 2020 veröffentlichte er ein Buch über die „einschränkenden Corona-Maßnahmen“, wo er unter anderem die Schließung der Kirchen und das Verbot der Mundkommunion während der Pandemie kritisierte, weil den Christen dadurch die „ordentliche Nahrung“ verwehrt werde.

Für die FPÖ gehören Pater und Austrotürke zu einer Taktik. Die Freiheitlichen greifen auf die Religion oder migrantische Personen zurück, lassen sie auf der Bühne oder vor der Kamera sprechen, nur um so ihre eigenen politischen Ziele durchzusetzen. Und das mit allen Mitteln – so wahr ihnen Gott helfe.

Daniela Breščaković

Daniela Breščaković

ist seit April 2024 Innenpolitik-Redakteurin bei profil. War davor bei der „Kleinen Zeitung“.