Kanzler Karl Nehammer, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und ihr Vorgänger Erwin Pröll
Morgenpost

Weiß-grüne Pisten, blau-gelber Wahlkampf

Warum plötzlich alle nach Niederösterreich wollen, aber nur wenige Lust aufs Skifahren haben.

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Vielleicht waren Sie am Wochenende in Niederösterreich, womöglich zum Skifahren, wahrscheinlich eher zum Wandern, und mit Sicherheit waren sie dann nicht alleine. St. Pölten ist bis zum 29. September die Hauptstadt aller Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer. Und selbst wenn nicht alle Landesparteien auf so viel Unterstützung aus dem Bund hoffen dürfen, waren sie dann doch alle da: Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) war zuerst Gast beim Wahlkampfauftakt in St Pölten und dann Gastgeber bei der Regierungsklausur in Mauerbach - gemeinsam mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Die SPÖ importierte für den Wahlkampf Hans Peter Doskozil aus dem Burgenland, die Freiheitlichen feierten mit Herbert Kickl ins Neue Jahr. Und die Neos tagen in den kommenden Tagen ebenfalls in Mauerbach.

Eines der wichtigsten Sachthemen im Niederösterreich-Wahlkampf ist die Kinderbetreuung. Das Muster konnte man auch schon bei der Landtagswahl in Tirol bemerken: Die Volkspartei setzt nun überraschend stark auf den Bereich und versprach (in Innsbruck) einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung und stellt (in St. Pölten) einen massiven Ausbau der Plätze in Aussicht. Mein Kollege Jakob Winter und ich haben uns im aktuellen profil angesehen, wie realistisch die Versprechen sind und wie die aktuelle Situation im Bundesland ist. Eine Pädagogin schilderte ihren Alltag: In Niederösterreich wird nämlich jede pädagogische Fachkraft von einer Betreuerin unterstützt. Aber: “Die Betreuerinnen müssen nebenbei noch reinigen. Wenn ich weiß, dass der Geschirrspüler in der Küche läuft und ich noch das Klo putzen muss, kann ich mich nicht auf die Kinder konzentrieren.” Um den Beruf künftig attraktiver zu machen, müsste sich dringend etwas ändern.

Auch Sebastian Hofer, Maximilian Mayerhofer, Clara Peterlik und Katharina Zwins blicken in die Zukunft – die des Wintertourismus. Sie ist nicht besonders rosig, auf jeden Fall nicht weiß: In der aktuellen Coverstory befassen sie sich mit dem etwas anderen Après-Ski: Was wird aus der Branche, wenn der Wirtschaftsfaktor Schnee fehlt?

Dass es den Österreicherinnen und Österreich jedenfalls nicht gefällt, auf weiß-grünen Pisten zu fahren, zeigt eine aktuelle Umfrage von Unique research für profil: 22 Prozent meinen, aufgrund des Schneemangels und vielfacher künstlicher Beschneiung nicht Ski zu fahren. Bei den Unter-30-Jährigen ist dieser Anteil mit 29 Prozent am größten. Mehr dazu lesen Sie unserer aktuellen Ausgabe.

Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen den Text über unsere Kollegin Christa Zöchling, die sich von profil verabschiedet und demnächst in Pension geht. Edith Meinhart schreibt: „Nein, dieser Text ist kein Nachruf. Er will Zöchlings Rolle würdigen. Für die politische Geschichte dieses Landes, das sich lange vor der Aufarbeitung seiner NS-Vergangenheit gedrückt hatte. Für den Journalismus. Und für profil. Dass sie den Mächtigen mitunter lästig war, und manche vielleicht insgeheim froh sind, nicht mehr regelmäßig von ihr beobachtet und beschrieben zu werden, ist das schönste Kompliment, das man der Journalistin machen kann.“

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.