Ein Flüchtlingslager in Somalia im Februar 2022.
profil-Morgenpost

Weltflüchtlingstag: Migrationstreiber Klimawandel

Weltweit sind mehr als hundert Millionen Menschen auf der Flucht – aufgrund von Krieg, Konflikten oder der Klimakrise.

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Guten Morgen!

Faustgroße Hagelkörner, Überschwemmungen, Hitzesommer: Die Wetterextreme in Österreich werden häufiger. Zwar können wir aufgrund der Erderwärmung vielleicht bald nur noch Oliven und Artischocken auf innerstädtischen Balkonen aufziehen, müssen jedoch akut nicht um unseren Lebensraum fürchten – noch nicht. Im globalen Süden stellt sich die Gemengelage weitaus drastischer dar. In Somalia waren Ende Mai beispielsweise mehr als 800.000 Menschen wegen einer lang anhaltenden Trockenzeit auf der Flucht. Somalia und andere Staaten im Osten von Afrika erleben derzeit die schwerste Dürre seit Jahrzehnten, vier Regenzeiten hintereinander blieben aus. Auch für den Libanon, für Syrien, den Irak und Ägypten werden große Belastungen durch den starken Temperaturanstieg prognostiziert.

Die Weltbank rechnet bis zum Jahr 2050 mit bis zu 216 Millionen Klimaflüchtlingen, die sich wegen der Erderwärmung innerhalb ihrer Heimatländer ein neues Zuhause suchen müssen. Hitzewellen und Dürren sowie Starkregen, Stürme, Waldbrände, Unwetter und Überschwemmungen entwickeln sich zu immer stärkeren Treibern der Binnenmigration.

Die Zahl jener, die sich weltweit auf der Flucht befinden, ist in den letzten Jahren allgemein angestiegen – und erreicht heuer einen erneuten Höchststand. Im Mai waren mehr als 100 Millionen Menschen auf der Flucht, wie ein Bericht des UNO-Flüchtlingshochkommissariats zeigt. Der Krieg in der Ukraine, die Trockenheit am Horn von Afrika und die Situation in Afghanistan haben die Zahlen erstmals über die traurige 100-Millionen-Marke steigen lassen. Und immer größer wird eben die Zahl jener, die aufgrund des Klimawandels flüchten müssen.

Das gibt auch die österreichische Klimaaktivistin Lena Schilling in der aktuellen profil-Ausgabe zu bedenken: "Es gibt planetare Grenzen und naturwissenschaftliche Gesetze. Wie unsere Gesellschaften organisiert sind, ist kein Naturgesetz, das haben wir ausverhandelt. Aber es gibt planetare Regeln, nach denen wir spielen müssen. Wenn wir sie nicht einhalten, dann ist es zu spät. Dann werden Kipppunkte erreicht, dann haben wir es nicht mehr ohne Kontrolle. Dann haben wir hunderte Millionen Flüchtlinge, gewaltige Hungersnöte und Naturkatastrophen. Ich finde es absurd, dass wir seit 50 Jahren von Wissenschafterinnen davor gewarnt werden, aber noch immer zu wenig dagegen tun. Die erzählen seit Jahrzehnten, was ich hier erzähle. Ich bin nicht auch nicht gescheiter als andere. Ich bin aber wie wir alle dafür verantwortlich.“

Schilling ist das Gesicht der österreichischen Klimabewegung – und diese Woche das Gesicht auf dem profil-Cover. Die Titelgeschichte lesen Sie im E-Paper, auf profil.at oder in der im Handel erhältlichen Print-Ausgabe. Zusätzlich gibt es einen Podcast mit der Klimaaktivistin. Hören Sie rein!

Spannende Lektüre wünscht,

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

Lena Leibetseder

war bis Oktober 2024 stv. Online-Ressortleitung und Teil des faktiv-Teams.