Morgenpost

Wer das Rennen im (online) SPÖ-Führungskampf macht

Gestern hat die SPÖ offiziell bekanntgegeben, wer um den roten Parteivorsitz kandidieren darf. In sozialen Medien zeichnet sich bereits ab, wer gute Chancen auf den Chefsessel hat.

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Könnte es sinnvoll sein, Maßnahmen zu ergreifen, um den Zugang zum Parteivorsitz zu erschweren? Ist das überhaupt möglich, nachdem die SPÖ versucht hat, sich zu öffnen und ihre Mitglieder stärker einzubeziehen? Sollte eine Stichwahl in Betracht gezogen werden?

Diesen und ähnlichen Fragen widmeten sich führende Genoss:innen gestern im SPÖ-Präsidium – und anschließend im Parteivorstand. Während Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch bereits im Vorfeld von einer langen Kandidat:innenliste ausging, befürworteten mehrere Landesorganisationen eine gewisse Zahl an Unterstützungserklärungen. Das Ziel – dass das Kandidatenfeld nicht viel größer ist als die drei aussichtsreichsten Anwärter:innen: Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner, der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Andreas Babler, Bürgermeister von Traiskirchen. Bis zum Abend wurde über die Modalitäten diskutiert; die Einigung des Vorstands lautete schließlich: Für eine Kandidatur bei der SPÖ-Mitgliederbefragung muss man 30 Unterstützungserklärungen vorlegen, eine Stichwahl unter den Mitgliedern ist nicht vorgesehen. Burgenlands Landeshauptmann Doskozil machte bereits klar, dass er nur dann beim auf die Befragung folgenden Parteitag kandidieren werde, sollte er die Nummer eins bei den Mitgliedern erreichen.

Dass damit die Tage des Chaos innerhalb der österreichischen Sozialdemokratie vorüber sind, darf jedoch eher bezweifelt werden. 73 Bewerbungen, 9.000 neue Mitglieder und unterschiedlichste Ansichten, wie man mit dem Streit um den roten Vorsitz umgehen soll, haben Spuren hinterlassen.

Während die endgültige Entscheidung über die rote Führung auf dem Sonderparteitag am 3. Juni fallen dürfte, zeichnet sich in sozialen Medien bereits ab, wer bei den Wähler:innen besonders gut ankommt – auch wenn die Anzahl an Follower:innen oder Likes auf Facebook, Twitter oder Instagram freilich nur bedingt aufschlussreich ist und lediglich eine Momentaufnahme darstellt. Auffallend ist jedoch: Während Pamela Rendi-Wagner auf Facebook etwa 110.000 Personen folgen und Hans Peter Doskozil rund 28.000 Follower:innen hat, liegt Andreas Babler, der sich bis vor Kurzem nicht einer annähernd so großer Bekanntheit erfreute, bereits bei knapp 22.000 Follower:innen. Dieselbe Tendenz lässt sich auch auf Instagram und Twitter erkennen, wobei Doskozil auf letzterer Plattform selbst nicht vertreten ist. Welches Stimmungsbild sich daraus für die Führungsdebatte ableiten lässt, werden freilich erst die kommenden Wochen bzw. endgültig der Sonderparteitag zeigen. Und auch wenn es weiter spannend bleibt – eines steht jedenfalls fest: Auf profil.at halten wir Sie stets auf dem Laufenden.

Während die SPÖ mit sich selbst beschäftigt - und die Volkspartei in ihrem Kernland Niederösterreich gefährlich ins Wanken geraten ist -, ist die FPÖ indes weiter auf dem Vormarsch. Den potenziellen Weg der Freiheitlichen ins Kanzleramt skizziert Innenpolitik-Chefin Eva Linsinger im aktuellen profil. Darin haben meine Kollegen Stefan Grissemann und Clemens Neuhold auch das Kulturland Niederösterreich genauer unter die Lupe genommen und sind vor allem einer Frage nachgegangen: Was bleibt davon übrig, wenn die Freiheitlichen neben der ÖVP künftig das Sagen haben?

Katharina Zwins

Katharina Zwins

war Redakteurin bei profil und Mitbegründerin des Faktenchecks faktiv.