Karenzgeld: Wie die Behörden Mamas und Papas schikanieren
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser. Ich bin wieder da!
Wie die Zeit vergeht. Meine kleine Tochter ist im Frühling auf die Welt gekommen, kann jetzt schon ein bisschen krabbeln und brabbeln. In dieser Zeit habe ich mir oft gedacht: Zum Glück gibt es einen Sozialstaat, eine Mutterschutzzeit, verpflichtende Untersuchungen und Hebammen auf Kasse. Nur eine Sache ist wirklich katastrophal: das Kinderbetreuungsgeld.
Nämlich dann, wenn die Familie nicht so ganz der österreichischen Norm entspricht. Und diese Norm ist sehr eng gesteckt. Wer selbständig ist, umzieht, für die Arbeit ins EU-Nachbarland pendelt oder zeitweise getrennt wohnt, sprengt den Rahmen. Die Folge sind ewige Telefonschleifen, monatelange Wartezeiten und eine Bürokratieflut. In meinem Fall war das Problem das Arbeitsverhältnis meines Partners im exotischen Deutschland - trotz meiner Arbeit in Wien und einem gemeinsamen Wohnort hier.
Kurz vor Weihnachten fand ich mich mit anderen verzweifelten Jungeltern bei der Stelle der Österreichischen Gesundheitskassa für schwierige Fälle in Wien-Donaustadt wieder. Die Google-Rezensionen von diesem Ort sind einen Blick wert – 1,7 Sterne. Eine Frau schrieb vor drei Monaten: „Schlechteste, langsamste Behörde, mit der ich je zu tun hatte. Warte seit Juli 2022!! auf den Bescheid über das KGB. Ich wundere mich nur darüber, wie Familien/Mütter mit ihren Kindern nicht regelmäßig verhungern bzw. auf der Straße landen.“
Das nächste Problem: solange ich auf den Bescheid wartete, waren weder ich noch meine beiden Kinder ordnungsgemäß versichert. Die E-Card funktioniert zwar meistens bei Ärzten, nach einer aufwendigeren Untersuchung kam aber plötzlich eine (ziemlich hohe) Rechnung. Sobald der Karenzgeldantrag genehmigt wird, erlischt zwar die Forderung und man muss nichts bezahlen. Das kostet aber viel Nervenstärke, Anrufe bei unterschiedlichen Stellen und Geduld - vor allem, wenn man währenddessen ein kleines Baby im Arm hat.
Familien verändern sich, Berufe werden flexibler, durch die Pandemie noch einmal mehr. Die Österreichische Gesundheitskasse prüft genau, damit nicht irrtümlich zu viel ausgezahlt wird. Doch was ist noch verhältnismäßig und ab wann wird es zur Schikane? Das Kinderbetreuungsgeld ist befristet, macht einen bei weitem nicht zur Millionärin und wird in dieser Zeit dringend benötigt. Bei einer durchschnittlichen Fertilitätsrate von 1,41 Kindern pro Frau scheint mir die Gefahr des Sozialbetrugs auch überschaubar. Und es ist auch eine ziemlich anstrengende Form des Betrugs. Nachdem sich im Vorjahr die Beschwerden häuften, wandte sich die Arbeiterkammer in einem offenen Brief an Familienministerin Susanne Raab. Seitdem habe sich die Lage minimal verbessert, heißt es von Seiten der Arbeiterkammer.
In meinem Fall hat die Weihnachtsintervention geholfen. Nach vielen Anrufen, einem Besuch und allen Kontoauszügen der letzten Monate wurde mein Teil des Antrags kurz vor Silvester abgeschlossen. Jetzt ist mein Partner dran mit der Karenz. Mal schauen, wann er sein erstes, monatliches Karenzgeld bekommt.