Wie viel die Regierung reist und warum die Realität einen Klimathriller inspiriert hat
Falls Sie noch auf der Suche nach einer Urlaubslektüre sind, haben meine Kolleginnen Franziska Dzugan, Siobhán Geets und Christina Hiptmayr einen Tipp: „Celsius“ des österreichischen Bestsellerautors Marc Elsberg, ein Thriller aus dem neuen Genre der „Climate Fiction“, dem Klimakrisen-Ableger der Science Fiction. Die Realität ist allerdings auch schon aufregend genug, die Titelgeschichte der aktuellen profil-Ausgabe widmet sich der aufgeladenen Frage: Darf der Mensch mittels Technologie in das Klima der Erde eingreifen?
Hinter verschlossenen Türen verhandeln Politikerinnen und Politiker offenbar schon seit Jahren über die Möglichkeiten des Geoengineering. Es sind hochriskante Szenarien mit offenem Ausgang, die zumindest theoretisch angedacht werden. Die Sonnenstrahlung könnte von der Erde abgehalten werden, um den Planeten zu kühlen - zum Beispiel mit der Hilfe von Schwefeldioxid, das in 20 Kilometern Höhe in die Stratosphäre geblasen wird und anschließend Aerosole bildet, die wiederum die Strahlung reflektieren sollen. Es gibt aber auch weniger futuristische Projekte: 2020 hellte ein Forschungsteam Wolken über dem Great Barrier Reef künstlich auf, um die Sonnenstrahlen ins All zu reflektieren und das schwer von der Klimakrise angegriffene Korallenriff zu schützen. Dafür impften sie die Wolken mit Salzkristallen, die sie aus dem Meer gewannen.
Wer sich angesichts dieser Meldungen ohnmächtig fühlt, kann sich in die österreichische Innenpolitik zurückziehen. Dort finden die Debatten gerade, buchstäblich, auf einer anderen Flughöhe statt. Max Miller und Lucas Ammann haben 225 Reisen der Regierung ausgewertet, Noa Croitoru-Weissmann zeichnete sie in einer großen Grafik nach. ÖVP-Regierungsmitglieder flogen - wohl auch wegen ihrer Ressortzuständigkeiten - mehr und weiter, die Grünen waren auskunftsfreudiger.
Genügend Daten liegen auch über die Kinderbetreuung vor. Die Zahlen der Statistik Austria sind eine ständige Erinnerung an Bund, Länder und Gemeinden, dass sie noch immer Aufholbedarf haben. Von den 4.602 Kindergärten in Österreich haben 383 Standorte 51 Tage oder mehr geschlossen. In Tirol müssen Eltern am öftesten auf andere Betreuungsmöglichkeiten ausweichen: 45 Prozent der Kindergärten sind dort länger als zwei Monate zu. Am besten schneidet in dieser Statistik die Bundeshauptstadt ab: 63 Prozent der Kindergärten haben maximal fünf Tage geschlossen.
Eine Gelegenheit, über dieses Problem zu diskutieren, würde sich für die Koalition recht schnell bieten: Morgen, Dienstag, kommt die Regierung zu ihrem traditionellen Sommerministerrat zusammen.