Morgenpost

Wohnen wie man will? Schon lange nicht mehr

Wenn die Immobiliensuche zur Mammutaufgabe wird. Beispiele aus der Praxis.

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Kompromissbereitschaft. Das Zauberwort der Stunde, wenn es um die Suche einer neuen Wohnung oder eines neuen Hauses geht. Ich schreibe aus eigener, akuter Erfahrung. 

Drei Zimmer, halbwegs passable Lage, im leistbaren Rahmen. Schon die Suche auf Onlineplattformen ist ernüchternd. Grenzt man noch die Bezirke ein, dann wird man vor vollendete Tatsachen gestellt: Fünf Ergebnisse werden ausgespuckt, drei davon versprühen Retro-Charme im Erdgeschoss; ohne Küche, dafür mit Blick auf eine Betonwand oder die Mülltonnen. “Wohntraum in Ruhelage” heißt es in der Annonce. 

Gerade im urbanen Raum ist der Run auf leistbaren Wohnraum groß. Inflation, Richtwertanpassungen, explodierende Energiekosten - viele sind auch aus diesen Gründen gezwungen, eine neue Bleibe zu suchen. Laut der Plattform “immowelt” sind allein in Wien die Mieten im letzten Jahr um bis zu 11 Prozent in die Höhe geschnellt - Tendenz steigend.

Die teils horrenden Maklergebühren fürs Aufsperren der Wohnung und Weiterleiten der Unterlagen an die Hausverwaltung kommen oft noch oben drauf. Sie zahlen sich in manchen Fällen dann aber doch aus - und auch hier spreche ich aus Erfahrung.

Die Geschichte geht so: provisionsfreie Wohnung auf einer Online-Plattform entdeckt, Vermieterin kontaktiert, Vorstellungsschreiben (!) wie verlangt übermittelt, drei Tage nichts gehört. Danach die Antwort: “Ich habe so viele Anfragen erhalten, dass ich die Wohnung jetzt um 200 Euro mehr vermiete - noch Interesse?” Plot-Twist: Hatte ich nicht mehr - aus Prinzip. 

Es kann sich also durchaus auszahlen, einen Makler oder eine Maklerin zu beauftragen. In der Praxis heißt das: ihn oder sie via Online-Plattform um einen Besichtigungstermin zu bitten. Aber auch dazu habe ich eine kleine Anekdote: Traumwohnung gefunden, Makler kontaktiert, Termin ausgemacht. Zwei Stunden vor der Besichtigung dann die Absage: die Wohnung wurde ohne Besichtigung von jemand anderem gemietet. Nachtrag des Maklers: “Am besten, Sie hätten schon vorgestern ein Mietanbot gestellt.”

Auch wenn es nur Symptom- aber nicht Ursachenbekämpfung ist, tritt am 1. Juli die Novelle zum Maklergesetz in Kraft. Sie stellt klar, wer ab diesem Zeitpunkt den Makler zu bezahlen hat. Bei der Wohnungsvermietung, (nicht aber bei Kauf und Verkauf), wird dann das Bestellerprinzip gelten - und das ist in den meisten Fällen der Vermieter. Dass diese die Provision auf die Wohnungsmiete aufschlagen könnten, wird aber oft vergessen. 

Das Ende des Baubooms

Leistbarer Wohnraum wurde zum Luxusgut, gerade im Bereich der Drei- oder Vierzimmerwohnungen. Vor allem in Städten wurden in den letzten Jahren vorwiegend Kleinwohnungen gebaut - der Nachfrage (nach Anlageobjekten) entsprechend. Doch Corona und die teils unüberwindbaren Hürden, wie eine gewisse Liquidität, um Eigentum zu erwerben, haben diese Nachfrage gedreht. Die Baubranche stockt aber und schaltet auch wegen steigender Baukosten zwei Gänge zurück. Der Wohnungsbau schrumpft seit letztem Jahr sogar. Die Fertigstellungen brechen bis 2025 voraussichtlich um gut 50 Prozent ein.

Und hier wären wir wieder beim Stichwort Kompromiss. Meine kleine Familie ist ihn eingegangen, heute kommt der Umzugsservice. 

Ein schönes Wochenende (und falls zutreffend: viel Kraft für die Wohnungssuche) wünscht

Maximilian Mayerhofer 

Maximilian Mayerhofer

Maximilian Mayerhofer

war bis Mai 2023 Online-Redakteur bei profil. Davor war er beim TV-Sender PULS 4 tätig.