TÜRKISER HONIG: Sebastian Kurz auf dem Weg vom Hoffnungsträger zur Lichtgestalt – und darüber hinaus

2017 im Rückblick: Juli

Aus Schwarz wird Türkis, aus Pilz eine Liste und Netrebko triumphiert bei den Salzburger Festspielen.

Drucken

Schriftgröße

1. Juli

Kurz.

Bei einem Parteitag in Linz beginnt in der ÖVP die Ära von Sebastian Kurz. Der Außenminister wird mit 98,7 Prozent zum Obmann der Volkspartei gewählt und erhält als Parteichef mit einem neuen Statut umfangreiche Durchgriffsrechte personeller und inhaltlicher Natur. Seine Stellvertreter sind Casinos-Vorständin Bettina Glatz-Kremsner, die Bregenzer Stadträtin Veronika Marte, die steirische Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl sowie der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer. Als Parteifarbe wird fortan Türkis statt Schwarz verwendet.

3. Juli

Brenner.

Österreichs Drohung, die Grenze zum Brenner wegen eines vermeintlichen Flüchtlingsstroms dichtzumachen, sorgt im In- und Ausland für Kritik. Vor allem Aussagen von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ), dass man Pandur-Radpanzer zum Absperren von Straßen im Grenzgebiet verlege, werden mit Befremden aufgenommen. Letztlich verzichtet Österreich aber, den Grenzübergang zu sperren. Etabliert wird schließlich im Oktober eine Bahn-Kontrollstelle am Brenner.

4. Juli

Nordkorea.

Nordkoreas Bedrohung durch Raketen erreicht neue Dimensionen: Ausgerechnet am US-Unabhängigkeitstag testet Pjöngjang erstmals eine Interkontinentalrakete, die theoretisch die USA erreichen könnte. Nach einem zweiten derartigen Probeabschuss Ende des Monats droht US-Präsident Trump mit „Feuer und Wut“. Seither bestimmen Raketen- und Atomtests einerseits und wütende Reaktionen andererseits das Klima zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt.

SCHIESSGEWÄHR: Nordkoreas Kim Jong-un freut sich über sein neuestes „Geschenk an die amerikanischen Bastarde“.

5. Juli

Pilz.

Der langjährige Grünen-Abgeordnete Peter Pilz verkündet, mit einer eigenen, nach ihm benannten Liste bei der Nationalratswahl antreten zu wollen. Ihm schließen sich mit Bruno Rossmann und Wolfgang Zinggl zwei weitere Mandatare an, die bei den Grünen-Vorwahlen gescheitert waren. Dazu kommt die bei der SPÖ in Ungnade gefallene Abgeordnete Daniela Holzinger.

9. Juli

Irak.

Die irakische Armee bricht in den letzten Zufluchtsort des IS im Westteil der Großstadt Mossul ein. Nach einigen weiteren Tagen vereinzelter Kämpfe sind die Jihadisten endgültig aus ihrer einstigen Hochburg vertrieben.

12. Juli

Lula.

Der brasilianische Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wird wegen Korruption und Geldwäsche zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Lula war wegen seiner Verwicklung in einen Korruptionsskandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobras der Prozess gemacht worden. Der 71-Jährige beruft gegen das Urteil und bleibt vorerst auf freiem Fuß.

27. Juli

Festspiele.

In Salzburg werden die Festspiele 2017 eröffnet, die ersten unter dem neuen Intendanten Markus Hinterhäuser. Festredner ist der deutsche Schriftsteller Ferdinand von Schirach. Das Festival-Programm war bereits eine Woche zuvor mit der Premiere der „Jedermann“-Neuinszenierung von Michael Sturminger mit Tobias Moretti und Stefanie Reinsperger gestartet. Bis 30. August sorgen u. a. der Dirigent Teodor Currentzis, Simon Stones Inszenierung von Aribert Reimanns „Lear“, Anna Netrebko als Aida sowie William Kentridges „Wozzeck“-Regie für die Höhepunkte. Auch wirtschaftlich werden die Festspiele ein Erfolg: Insgesamt wird ein Überschuss von 1,6 Millionen Euro netto erzielt. Die Platzauslastung beträgt 97 Prozent.

TONMEISTERIN: Anna Netrebko triumphiert in der Salzburger „Aida“.

29. Juli

Schaden.

Am Salzburger Landesgericht werden alle sieben Angeklagten in Folge der Übertragung von sechs negativ bewerteten Swaps der Stadt an das Land Salzburg nicht rechtskräftig verurteilt. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) erhält wegen Beihilfe zur Untreue eine Strafe von drei Jahren Haft, eines davon unbedingt. Er tritt daraufhin zurück. Bei der Neuwahl im Dezember siegt ÖVP-Kandidat Harald Preuner.

30. Juli

Venezuela.

Unter bürgerkriegsähnlichen Umständen mit zahlreichen Todesopfern lässt Venezuelas Präsident Nicolás Maduro eine Verfassungsgebende Versammlung wählen, die in der Folge das von der Opposition dominierte Parlament entmachtet und seinen autoritären Kurs unterstützt. Oppositionelle werden verhaftet, die USA und zahlreiche lateinamerikanische Staaten erkennen die Abstimmung nicht an, Washington verhängt Sanktionen.

profil-Jahresrückblick