Stephanie Widmer und Alexander Köck bei den Feierlichkeiten zur Landesausstellung „100 Jahre Burgenland“.
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„30 Euro Lohn für Musiker sind beschämend"

Wie prekär die Arbeitsverhältnisse für Musiker:innen sind, haben die Feierlichkeiten zur Landesausstellung „100 Jahre Burgenland“ letzten Samstag deutlich gemacht.

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Wahrscheinlich haben Sie auch schon davon gehört: Seit einer Woche wird der Eklat bei den Feierlichkeiten zur Landesausstellung „100 Jahre Burgenland“ in den Medien debattiert. Alexander Köck, Gitarrist und Sänger der österreichischen Band Cari Cari, nahm die Gelegenheit wahr, um auf die sehr gering gehaltenen Gagen der Orchestermusiker:innen an dem Abend aufmerksam zu machen. Der anschließende Schlagabtausch mit Moderator Alfons Haider ist es wert, auf Video nachzusehen. Haider rechtfertigte die niedrigen Gagen der Musiker:innen damit, dass sie ja aus verschiedenen, vom Land gesponserten Bildungsstätten kämen und außerdem auch noch Student:innen seien.

Die Argumentation stieß auf wenig Verständnis. Hans Peter Doskozil versprach später, sich dem Gagenthema persönlich anzunehmen. Und die ÖVP Burgenland forderte mehr Transparenz bei den Gagen für „Top-Jobs“ im Land, darunter auch jene von Mörbisch-Generalintendant Alfons Haider. Die Gewerkschaft „younion“ bezeichnete die 30 Euro Lohn für Musiker:innen als „beschämend“ und stellte klar, dass eine Ausbildung keine Verpflichtung mit sich bringen könne, sich „weit unter einem lebensnotwendigen Gehalt“ zur Verfügung zu stellen.

Ohne Branchenkollektivverträge ist es für Veranstalter:innen natürlich leicht, eine flexible Lohngestaltung zu ihrem Vorteil zu nutzen. Und Lohndumping im Kulturbereich ist leider nichts Neues. Auch am Burgtheater kam es letztes Jahr zu Beschwerden sowie 2018 bei den Tiroler Klassik-Festspielen. Im Herbst 2020 wurde eine Initiative zu Fair Pay gestartet, bei der Bund und Interessenvertretung zusammen arbeiten. Dabei geht es einerseits um faire Bezahlung, aber auch um die gerechte Verteilung vom Kulturbudget. Wenn sich die Löhne in der Privatwirtschaft nicht auf ein faires Level einpendeln, braucht es wohl die Politik dafür.

Alexander Köck bereut seine Aussage jedenfalls nicht und erhielt viel Zuspruch und Dank. Im „derStandard"-Interview kommentierte er: „Ich sehe es als Pflicht von Künstlern, Missstände öffentlich zu äußern.“ Musiker:innen verdienen heute hauptsächlich über Live-Auftritte, denn Plattenverkäufe finden kaum mehr statt und Streamingdienste geben leider nur einen Bruchteil der Umsätze an die Musiker:innen weiter. Der Berliner Künstler Valentin Hansen stellt die unbequeme Frage: Wie viel ist Musik heute noch wert?

Hoffentlich besser sind die Gagen bei der Donauinselfest Sommertour, die ein bisschen Post- (oder schon wieder Prä?)-Lockdown-Festivalstimmung verbreiten will. Ich werde morgen Abend beim Alternativ Special vorbeischauen. Mein Kollege Philip Dulle hat übrigens mit dem Wiener Trio Dives, die dort auch zu sehen sein werden, vor nicht allzu langer Zeit (2019) ein Interview geführt.

Und wenn Sie lieber zuhause Musik genießen wollen, geht es hier zur profil-„Aufgedreht“-Playlist, der wöchentlichen Popmusik-Empfehlung von Lena Leibetseder und Philip Dulle.

Ein schönes und erholsames Wochenende wünscht Ihnen

Ida Wührer

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