Affäre Silberstein: SMS-Nachricht belastet Kurz-Sprecher

Affäre Silberstein: SMS-Nachricht belastet Kurz-Sprecher

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Hat der persönliche Pressereferent von ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz versucht, sich in das Kampagnenteam von SPÖ-Berater Tal Silberstein einzukaufen? Das behauptet jedenfalls Silbersteins Partner Peter Puller. Gegenüber "Die Presse" und "Falter" sagte Puller Donnerstagabend, Kurz’ Sprecher Gerald Fleischmann habe ihm im Juli dieses Jahres 100.000 Euro geboten, wenn er "die Seiten wechsle." Die ÖVP und Fleischmann dementierten das freilich umgehend: Ein solches Angebot habe es nie gegeben.

"Honorar für PR"

Puller legte gegenüber profil nun allerdings seine SMS-Korrespondenz mit Fleischmann aus Juli/August dieses Jahres offen. Laut einer Nachricht von Fleischmann am 19. Juli 2017 wurde sehr wohl über ein "Honorar für PR" gesprochen.

Puller hatte Fleischmann am 17. Juli, 8.30 Uhr, in dessen Büro im Außenministerium besucht. Die Initiative sei von Fleischmann ausgegangen. Im Verlauf des Vieraugengesprächs soll Fleischmann zunächst auf das Ausschalten des Handys bestanden haben, ehe er auf einem Zettel sinngemäß notierte: "Wir wissen, dass du für die Sozis arbeitest. Wir bieten dir bis zu 100k, wenn du wechselst."

"Mein Auftraggeber war Tal Silberstein."

"Es war klar, dass es um Infos aus der SPÖ-Kampagne geht", sagt Puller gegenüber profil. "Ich entgegnete, dass ich diese Informationen nicht liefern könne. Schon allein deshalb, weil ich nicht für die SPÖ arbeitete. Mein Auftraggeber war Tal Silberstein." Zugleich betont Puller, dass die ÖVP zum damaligen Zeitpunkt keine Kenntnis darüber hatte, dass Silbersteins Team (also letztlich die SPÖ) hinter den beiden Facebook-Seiten "Wir für Sebastian Kurz" und "Die Wahrheit über Sebastian Kurz" stehePuller war ab Juni maßgeblich in die Gestaltung dieser Dirty-Campaigning-Seiten eingebunden. "Das war kein Thema. Sie vermuteten vielmehr, dass ich Teil eines Silberstein-Rechercheteams war. Ich habe lediglich bestätigt, dass ich mit Silberstein in anderen Projekten zusammenarbeite."

Dessen ungeachtet habe er, Puller, sich zu einem weiteren Treffen ("Follow up") mit Fleischmann bereit erklärt. Auch deshalb, weil Silberstein zum damaligen Zeitpunkt bereits davon ausgegangen sei, die ÖVP habe einen "Maulwurf" in Silbersteins Team. "Ich wollte ihn antriggern", wie Puller sagt.

Laut der vorliegenden SMS-Korrespondenz schrieb Puller an Fleischmann am 19. Juli, zwei Tage nach dem ersten Treffen eine Nachricht: "gibts schon was wegen follow up? Wenn es noch diese woche sein soll, muss ichs bald wissen!"

Fleischmanns Antwort: "Ich werd das selber machen, also urlaubsbedingt erst ab 1.8. wieder. Schlage vor, wir treffen uns in erster Augustwoche, vielleicht weißt du da schon was und wir können gleich über Honorar für PR reden, lg"

Nicht ganz einen Monat später kam Fleischmann auf Puller zu. "Hi Peter, kommende Woche mal Zeit?", schrieb er am 13. August. In weiterer Folge wurde für den 17. August ein zweites Treffen vereinbart, das – wie Fleischmann und Puller übereinstimmend bestätigen – auch tatsächlich stattfand. Dieses Mal im Wiener Café Central. Und auch bei diesem Treffen soll es um Geld gegangen sein.

Gegenüber dem "Standard" bestätigte Fleischmann Donnerstagabend beide Treffen, dementierte aber "Geld für Informationen" geboten zu haben. In einem Freitagmorgen von Fleischmann veröffentlichten "Gedächtnisprotokoll" las sich das dann allerdings ein wenig anders: "In einem Treffen Mitte Juli konfrontierte ich Puller mit dem Vorwurf, er würde für Silberstein arbeiten. Ich unternahm alle Versuche, um die Wahrheit herauszufinden, es ging darum, meinen Chef vor schmutzigen und erfundenen Geschichten zu schützen. Ich habe in diesem Gespräch mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln alles versucht, um die Wahrheit ans Licht zu bringen." Gegenüber profil präzisiert Fleischmann nun: "Wie in meinem Gedächtnisprotokoll betont, wurden nach seiner Klarstellung, dass er nicht für die SPÖ und Silberstein arbeitet, Kooperationen vereinbart."

PR-Berater Peter Puller
Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.