Vladimir Antonov vor dem Amtsgericht Westminister in London im November 2011

Die Akte Meinl: Der Fall Antonov

Der russische Geschäftsmann Vladimir Antonov ließ über Meinl-Bank-Konten insgesamt mehr als 110 Millionen Euro zu einem Briefkasten im zentralamerikanischen Belize transferieren.

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Von Michael Nikbakhsh, Sarunas Cerniauskas (OCCRP) und Vlad Lavrov (OCCRP)

  • Antonov war einer der größten Kunden der Meinl Bank.
  • Die Zentralbanken von Litauen und Lettland hatten 2011 Sanktionen gegen den russischen Banker erlassen, die er mittels Back-to-Back-Geschäften umging.
  • 2011 wollte Antonov im Burgenland mit der Strabag einen Freizeitpark für Reitsport-Begeisterte errichten. Das Projekt scheiterte.
  • Ein Wiener Schiedsgericht fällte Anfang 2019 ein vernichtendes Urteil über die Meinl Bank – die Transaktionen mit Antonov seien "dubios" und "amoralisch" gewesen.
  • Antonov sitzt in Russland mittlerweile im Gefängnis.

Als im November 2011 in Litauen die AB Bankas Snoras implodierte, weilten deren Hauptaktionäre Vladimir Antonov, ein Russe, und Raimondas Baranauskas, ein Litauer, längst nicht mehr im Lande. Sie hatten ihren Lebensmittelpunkt nach Großbritannien verlegt, wo Antonov sich erst wenige Monate zuvor einen Herzenswunsch erfüllt und den traditionsreichen britischen Fußballklub Portsmouth übernommen hatte.

Antonov, Jahrgang 1975, galt zu dieser Zeit als umtriebiger Entrepreneur mit vielfältigen geschäftlichen Interessen – Bankgeschäft, Immobilien, Fußball, Flugzeuge, Motorsport. In der Ukraine war er maßgeblich an der Konversbank beteiligt, in Litauen kontrollierte er die größte Privatbank Bankas Snoras, in Lettland die Latvijas Krājbanka. Er war einst unter anderem auch Hauptaktionär des niederländischen Sportwagenherstellers Spyker, in der Formel-1-Saison 2010 war Antonovs litauische Bankas Snoras als Financier und Sponsor des Rennstalls Renault F1 in Erscheinung getreten.

Am 24. November 2011 wurden Vladimir Antonov und Raimondas Baranauskas in London auf Grundlage eines europaweiten Haftbefehls der Staatsanwaltschaft Vilnius vorübergehend arretiert, einvernommen und gegen Kaution wieder entlassen. Mehr als drei Jahre rang die litauische Justiz um eine Auslieferung der beiden, als diese 2015 in Großbritannien schließlich durchging, hatten Antonov und Baranauskas sich nach Russland abgesetzt.

Der Fall Snoras schlug hohe Wellen in Litauen. Bereits unmittelbar nach der Pleite hatte Premierminister Andrius Kubilius und Antonov Baranauskas öffentlich bezichtigt, die Snoras-Insolvenz durch den Transfer von Bankvermögen zu Offshore-Konten ausgelöst zu haben.

An dieser Einschätzung hat sich im Abstand von acht Jahren nichts geändert. Auf Anfrage des OCCRP-Rechercheverbunds im August übermittelte der damalige Direktor der Bankenaufsicht in der Litauischen Zentralbank Vytautas Valvonis folgende Stellungnahme: „Die Bank von Litauen hatte bereits im Jänner 2011 Sanktionen gegen Bankas Snoras verhängt, und es der Bank verboten, Kredite an ihre Hauptaktionäre und von diesen kontrollierte Unternehmen zu vergeben, da Snoras das von ihr eingegangene Kreditrisiko nicht richtig eingeschätzt hatte. Nach den derzeitigen Informationen scheint es, als hätten die Hauptaktionäre der Bank Systeme geschaffen und umgesetzt, die dazu beigetragen haben, diese Sanktionen zu umgehen und die Mittel der Bank an die von ihnen kontrollierten Unternehmen zu verleihen. Offensichtlich haben die Bank und ihre Aktionäre die Bank von Litauen nicht über solche illegalen Geschäfte informiert, einschließlich der Geschäfte mit der Meinl Bank und der Melfa Group.“

Die Melfa Group Limited mit Adresse im zentralamerikanischen Belize City und Konto bei der Meinl Bank in Wien spielt in dieser Affäre eine zentrale Rolle.

Über diesen Briefkasten soll Antonov zwischen 2011 und 2015 im Wege der Meinl Bank rund 113 Millionen Euro aus konkursreifen Banken in Litauen, Lettland und der Ukraine gezogen haben, an welchen er maßgeblich beteiligt war: die ukrainische Konversbank, litauische Bankas Snoras und deren Tochter Latvijas Krājbanka in Lettland.

Keine dieser Banken ist heute noch operativ. Snoras und Krājbanka kollabierten Ende 2011, die ukrainische Privatbank folgte im November 2014.

Kontonummer 462598

Am 7. September 2011, gerade einmal zweieinhalb Monate vor ihrem Zusammenbruch, eröffnete die Bankas Snoras bei der Meinl Bank in Wien das Korrespondenzbankkonto Nummer 462598. Bereits am 29. September verbuchte die Meinl Bank auf diesem Konto einen Zahlungseingang in der Höhe von elf Millionen Euro. Der damalige Snoras-Chairman und -Mitaktionär Raimondas Baranauskas hatte den Transfer höchstselbst veranlasst (Baranauskas hielt damals 25 Prozent der Snoras-Anteile, Antonov kontrollierte 68 Prozent).

Ein lupenreines Back-to-Back-Geschäft.

Denn die elf Millionen Euro der litauischen Bank dienten als Sicherheit für einen Kredit in gleicher Höhe, welchen die Meinl Bank Antonovs Briefkasten Melfa Group in Belize nahezu zeitgleich gewährt hatte – was so aber nie in den Büchern der litauischen Bank abgebildet wurde. Über das Offshore-Konstrukt, das selbst erst kurz zuvor gegründet worden war, sollten angeblich Immobilieninvestments getätigt werden. Tatsächlich landete das Geld ohne Verzug bei einem weiteren Briefkasten, einer Bandiron Corporation Limited mit Adresse in Nikosia, Zypern. Auch diese Gesellschaft wird litauischer Seite dem Ex-Bankier Vladimir Antonov zugerechnet.

In letzter Konsequenz hatte Antonov sich über Anordnungen der litauischen Zentralbank hinweggesetzt. Im Jänner 2011 hatte diese verfügt, dass die damals bereits schlingernde Bankas Snoras keine Kredite mehr an ihre Hauptaktionäre oder von diesen kontrollierte Unternehmen vergeben durfte.

Für die lettische Krājbanka bestanden dazumals gleichfalls Restriktionen – sie durfte keine Kredite an ausländische Kreditnehmer vergeben, an Briefkästen in Belize zumal. Auch diese Bestimmung wurde von Antonov durch die Zwischenschaltung der Meinl Bank umschifft.

Auf Anfrage erklärte die Anglo Austrian Bank, die mittlerweile keine Bank mehr ist, davon keine Kenntnis gehabt zu haben: „Die zuständigen Aufsichtsbehörden haben die den Banken auferlegten Restriktionen weder öffentlich gemacht, noch zeitnah auf deren Einhaltung geachtet." Weiterführende Fragen zu dieser Geschäftsbeziehung wollte das Unternehmen mit Hinweis auf das Bankgeheimnis nicht beantworten.

Reitende Russen im Burgenland

Aus dem vorliegenden Datenmaterial geht hervor, dass Vladimir Antonov gemeinsam mit seinem Vater Aleksandr damals auch groß in Österreich investieren wollte, genauer im Burgenland. In Stadtschlaining im Bezirk Oberwart wollten die Antonovs 2010/2011 ein bemerkenswertes Projekt realisieren: das „Reitdorf Stadtschlaining“. Auf dem Areal des 1990 aufgelassenen Antimon-Bergwerks Goberling sollte ein rund 21 Hektar großer Reiterpark entstehen – mit Hallen und Stallungen für bis zu 180 Pferde, einem 750 Meter langen Rennoval, Turnier- und Dressurplätzen sowie 155 Wochenendhäusern. Behauptetes Investitionsvolumen: 26 Millionen Euro.

Im Dezember 2010 hatte der „Falter“ Gelegenheit, mit Aleksandr Antonov zu sprechen. „In der ersten Welle der Emigration russischer Geschäftsleute in den Westen gab es viele kriminelle Elemente“, verriet Antonov senior der Zeitschrift damals – und meinte damit ausdrücklich nicht sich selbst.

Im Oktober 2011 war das „Reitdorf Stadtschlaining“ reif zur Grundsteinlegung. Aleksandr Antonov weilte der Zeremonie ebenso bei, wie der damalige burgenländische Landesrat Helmut Bieler und Peter Krammer, Vorstandsdirektor des Baukonzerns Strabag, welcher das Reitdorf bauen sollte (an der Strabag ist der russische Oligarch Oleg Deripaska mitbeteiligt). „Nachdem der Investor Dr. Alexander Antonov das Projekt vorgestellt hatte, unterstrichen Helmut Bieler und Bürgermeister Herbert Dienstl die Bedeutung des Projekts“, berichtete die burgenländische „BVZ“ am 12. Oktober 2011.

Danach geschah: nichts mehr. „Ich bestätige, dass Strabag beauftragt worden war, das ,Reitdorf Stadtschlaining‘ zu errichten“, schreibt Strabag-Sprecherin Diana Neumüller-Klein in einer Stellungnahme. „Dr. Peter Krammer war damals zur Grundsteinlegung eingeladen, damit erschöpft sich seine Beteiligung am Projekt. Wir haben etwa ein halbes Jahr lang Vorbereitungsarbeiten (z.B. Bau einer Zufahrtsstraße) ausgeführt, Erdbewegungen durchgeführt, Stützmauern und eines von mehreren geplanten Gebäuden errichtet. Dann teilte uns die Auftraggeberseite überraschend und ohne Angabe von Gründen mit, die Investition werde nicht weiterverfolgt, sodass wir unsere bisherigen Leistungen abgerechnet und die Baustelle eingestellt haben.“

Das jähe Projektende mag den Fährnissen in Litauen geschuldet gewesen sein, immerhin ging es dort Ende 2011 drunter und drüber.

Am 16. November 2011 stellte die Litauische Zentralbank die Bankas Snoras zunächst unter Aufsicht, am 7. Dezember wurde der Konkurs eröffnet, nachdem sich in den Büchern eine Lücke von mehreren hundert Millionen Euro aufgetan hatte.

Die auf dem Wiener Meinl-Konto liegenden elf Millionen Euro waren da bereits perdu. Mitten in die Turbulenzen hinein hatte die Meinl Bank den Kredit an die Melfa Group fällig gestellt und das verpfändete Snoras-Guthaben am 1. Dezember eingezogen; weil die Offshorefirma in Belize City ihren Verpflichtungen aus dem „loan agreement“ mit der Meinl Bank angeblich nicht nachgekommen war – bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die Meinl Bank den Kredit kaum mehr als zwei Monate zuvor vergeben hatte.

Antonov hat jedwedes Fehverhalten öffentlich stets bestritten.

Die Vorgänge blieben nicht ohne Folgen. 2015 klagte der litauische Snoras-Konkursverwalter Gintaras Adomonis die Meinl Bank in Vilnius auf Rückzahlung des Guthabens – mit dem Argument, die Verträge mit der Meinl Bank, auf deren Grundlage elf Millionen Euro Bankvermögen Richtung Belize verschoben worden waren, seien in betrügerischer Absicht geschlossen worden und daher null und nichtig (2018 reichten die Litauer eine gegen den früheren Meinl Bank-Direktor Peter Weinzierl und andere Personen gerichtete Sachverhaltsdarstellung bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft nach: Verdacht der Geldwäsche).

Die Meinl Bank zahlte das Geld – elf Millionen Euro zuzüglich sechs Prozent Zinsen jährlich – nicht nur nicht zurück. Sie eröffnete ihrerseits eine Front in Österreich und trug den Fall 2016 vor das Schiedsgericht der Wirtschaftskammer Vienna International Arbitral Centre (VIAC). In diesem Verfahren brachte die Meinl Bank vor, die Verpfändung der Snoras-Millionen zugunsten der Offshore-Firma Melfa sei rechtsgültig gewesen, der Masseverwalter der litauischen Bank habe folglich keinen Anspruch auf das Geld. Abgesehen davon habe die Meinl Bank keinerlei Kenntnis davon gehabt, dass Antonov oder Baranauskas womöglich „illegale Geschäftszwecke“ verfolgten.

Das in aller Stille geführte Wiener Schiedsverfahren endete aus Sicht der Meinl Bank in einem Desaster. Das VIAC qualifizierte die Transaktion als „dubios“ und „amoralisch“, erklärte die entsprechenden Verträge für „null und nichtig“ und wies das Klagebegehren der Meinl Bank ab.

Dem Rechercheverbund liegt die bisher unter Verschluss gehaltene Entscheidung des VIAC vom 21. Jänner dieses Jahres vor. In dem 49-seitigen „Final Award“ in englischer Sprache heißt es unter anderem: „Es scheint weitgehend unbestritten, dass die Transaktion in erster Linie, wenn nicht sogar ausschließlich, im Interesse von Herrn Antonov (und möglicherweise Herrn Baranauskas) war und Snoras keinen adäquaten Ausgleich für das erhebliche Risiko bekam … Herr Antonov war der Hauptaktionär von Snoras und Melfa und hatte daher einen Interessenskonflikt in Zusammenhang mit der Transaktion.“

Die weiteren Ausführungen des Schiedsgerichts erscheinen einer österreichischen Geschäftsbank nicht würdig: „Es wird festgestellt, dass die Meinl Bank die Umstände kannte, die das Gericht zu dem Schluss veranlasst haben, dass die Transaktion höchstwahrscheinlich betrügerischer Natur war … Die Meinl Bank hat bei Abschluss der Transaktion mit Snoras und Melfa ihre Sorgfaltspflicht grob fahrlässig verletzt.“

So wunderte das VIAC sich unter anderem darüber, dass die Dokumentation des Geschäftsfalls auf Ebene der Meinl Bank „spärlich“ und „oberflächlich“ gewesen sei: „Das Gericht stellt fest, dass es keine ,Papierspur‘ gibt.“ Einen solchen „paper trail“ hätte es bei entsprechender Sorgfalt und eingedenk der großen Anzahl „roter Flaggen“ aber geben müssen, schreibt das Schiedsgericht. Und: „Der dubiose Charakter der Transaktion ist unbestreitbar.“

Die Anglo Austrian Bank wollte sich dazu nicht äußern.

Ungeachtet der Niederlage in einem von ihr selbst angestrengten Schiedsverfahren verweigert die Meinl-Seite weiterhin die Rückerstattung der elf Millionen Euro. Oder wie es Snoras-Masseverwalter Adomonis in seiner Stellungnahme formuliert: „Wir gehen davon aus, dass eine Schiedsgerichtsentscheidung die Rückführung der genannten Summe bedingt, aber soweit uns bekannt ist, bevorzugt Meinl eine andere Sichtweise.“

Die Anglo Austrian Bank wollte sich dazu nicht äußern.

Besser lief es für die Wiener in Vilnius. Am 6. Juni dieses Jahres wurde die vom Masseverwalter in Litauen angestrengte Zivilklage „rechtskräftig zugunsten der AAB Bank AG erledigt“, wie die Ex-Bank in ihrer Stellungnahme vom 14. November schreibt. „Die litauischen Gerichte haben nur entschieden, dass sie nicht für die Bearbeitung des Falles zuständig sind, da eine Schiedsklausel in den Vertrag mit Meinl aufgenommen worden war. Mit anderen Worten, litauische Gerichte haben nur eine Verfahrensfrage gelöst und niemals erklärt, dass keine Forderungen gegen Meinl bestehen", sagte Gintaras Adomonis gegenüber OCCRP.

Vilnius, Riga, Kiew

Litauen war ein Schauplatz, Lettland ein weiterer. Dort stand bis Dezember 2011 die Latvijas Krājbanka, an welcher Vladimir Antonovs litauische Bankas Snoras maßgeblich beteiligt war. Im Gefolge der Snoras-Pleite fiel auch die lettische Tochter. Auch hier war im Vorfeld der Pleite Geld verschwunden, 90 Millionen Euro insgesamt. Davon sollen nach Auskunft des lettischen Staatsanwalts Igors Gerasimins annähernd die Hälfte, 43 Millionen Euro, über die Meinl Bank ausgeleitet worden sein – im Wege von zwei Krediten, welche die Wiener Privatbank dem Briefkasten Melfa in Belize wenige Monate vor der Pleite der lettischen Bank gewährt hatte.

Auch dieses Geschäft hatte ein Schiedsverfahren in Lettland zur Folge – nach Darstellung der früheren Meinl Bank wurde die Klage der Latvijas Krājbanka jedoch im September 2014 zurückgezogen.

Dritter Schauplatz: Die Ukraine. Dort kontrollierte Antonov einst die Kiewer Konversbank (später City Commerce Bank). Aus der Konversbank verreisten 2014 via Meinl Bank gleich 59,3 Millionen Euro one way nach Belize, wie die ukrainische NGO Anticorruption Action Centre (AAC) 2016 erhoben hatte.

Die Parallelen zum Fall Snoras sind frappant: Im September 2011 – also zur gleichen Zeit, als das Geschäft mit der Snoras Bank anlief – schloss die Meinl Bank Verträge mit Antonovs Konversbank auf der einen Seite und Antonovs Briefkasten Melfa auf der anderen. Die Konversbank eröffnete ein Korrespondenzbankkonto bei der Meinl Bank, auf welchem 59,3 Millionen Euro deponiert wurden. Das Geld diente als Sicherheit für zwei Kredite, welche die Meinl Bank dem Briefkasten in Belize gewährte.

Drei Jahre später, am 21. November 2014, stellte die ukrainische Zentralbank das nunmehr als City Commerce Bank tätige Kiewer Kreditinstitut unter Aufsicht, Vladimir Antonov war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr Aktionär der Bank. Im Zuge der Aufräumarbeiten (die im März 2015 zur Schließung und Abwicklung führten) stellte sich laut AAC heraus, dass die Meinl Bank im Vorfeld des Einschreitens der Notenbank besagte 59,3 Millionen Euro auf dem Korrespondenzbankkonto eingezogen hatte – allem Anschein nach war der Briefkasten Melfa seinen vertraglichen Verpflichtungen abermals nicht nachgekommen – zum dritten Mal in drei Jahren.

2,5 Jahre Haft in Russland

Im März dieses Jahres wurde Vladimir Antonov in seiner Heimat Russland zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Ein Strafgericht in St. Petersburg befand ihn für schuldig, die russische Sovetsky Bank im Oktober 2015 um 150 Millionen Rubel (umgerechnet rund zwei Millionen Euro) geschädigt zu haben. Mit Hilfe des früheren Chefs der Bank hatte er nach seiner Ankunft aus Großbritannien einen mit 18 Prozent verzinsten Kredit gezogen, welchen er nie zurückzuzahlen gedachte. Antonov hatte sich schuldig bekannt. Sein Anwalt in diesem Verfahren, Igor Reschetnikov, sagte auf Anfrage von OCCRP, dass es unmöglich sei, seinen Mandanten im Gefängnis für eine Stellungnahme zu erreichen.

Der Fall Antonov beschäftigt bis heute die Strafverfolgungsbehörden in mehreren Ländern. Die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft führt seit Jahren ein umfangreiches Ermittlungsverfahren wegen Geldwäsche, dass unter anderem die Meinl Bank, deren frühere Entscheidungsträger und Vladimir Antonov involviert.

Auch in Lettland sind behördliche Untersuchungen gegen Antonov anhängig, wie der lettische Staatsanwalt Igors Gerasimins OCCRP auf Anfrage bestätigte.

In Litauen sind die Ermittlungen gegen den russischen Ex-Bankier mittlerweile abgeschlossen – die Fallakten wurden dem zuständigen Strafgericht in Vilnius übergeben. Für die dortige Justiz war Antonov, dem in Litauen ein Schaden von rund 500 Millionen Euro angelastet wird, bisher allerdings nicht greifbar.

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.