Wendeorte Teil 1

Andau: Wo die Balkanroute geschlossen ist und die FPÖ dennoch abräumt

In "Wendeorten" werden die großen Themen der Nationalratswahl 2024 im Kleinen lebendig. Teil 1 der 9-teiligen Serie: Der Grenzort Andau im Burgenland.

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2400 Einwohner zählt Andau. Es ist schwer, hier auch nur einen von ihnen anzutreffen. Das letzte Wirtshaus am Kirchenplatz hat zugesperrt. Kein Kaffeehaus. Der einzige Heurige öffnet erst donnerstags. Die meisten Andauer sind an diesem Dienstagvormittag nach Wien zur Arbeit gependelt, auf Urlaub oder leben ihre Pension „hintauße“, wie man hier im Nordburgenland sagt.

Von der Straße aus ist dieses pannonische Leben in Gärten und auf Feldwegen nicht zu erahnen. Zu dicht stehen die Einfamilienhäuser beieinander, zu hoch sind die Hoftore. Eine alte Frau, ganz in Schwarz gekleidet, taucht am Horizont auf und schiebt ihren Rollator vor sich hin. Eine zweite Frau in Schwarz begleitet sie auf der langen Gerade und passt ihr Tempo an. Mehr passiert hier nicht.

Als Andau noch ein Durchhaus war

2022 war es auf dieser Straße zwischen Raiffeisen-Filiale und Ortsende fast unmöglich, keine Menschen anzutreffen. Morgen für Morgen tauchten bis zu 50 Flüchtlinge aus den nebeligen Feldern an der grünen Grenze zu Ungarn auf und wanderten die knapp zwei Kilometer von der Grenze ins Ortszentrum. Dort ließen sie sich gut sichtbar auf zentralen Plätzen wie jenem vor der Bank nieder. So wollten von der Polizei oder dem Bundesheer gefunden werden, um ihre lange und beschwerliche Reise gen Westen mit dem Wort „Asyl“ zu beenden.

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.