Aristotelische Überlegungen
Wie dachte der griechische Philosoph Aristoteles über die Demokratie und was geht uns das heute an? Nun, da wäre am Donnerstag kommender Woche um 18.30 eine Podiumsdiskussion in Graz in der Halle für Kunst Steiermark. Zum Thema „Europa: Antike Zukunft“ werden Experten aus verschiedenen Bereichen miteinander reden. Etwa die Präsidentin des Grazer Landesgerichts Caroline List, der Architekt Andras Palffy, der das österreichische Parlament behutsam erneuert, der Künstler Franz Kapfer, der in der gleichnamigen Ausstellung mit einer Hass-Installation auftritt, und die Alt-Philologin Eveline Krummen. Hier können Sie sich zum Event anmelden: profil-events.at/de/antikezukunft. Sandro Droschl, Direktor der Halle für Kunst, ist überdies ab Sonntag im profil-History Podcast zu hören.
Über all dem wird Aristoteles schweben, der alte, weise Mann, der vor 2400 Jahren gelebt hat. Das Problem der Demokratie sah er in der Gefahr von Ungleichgewichten bei der Durchsetzung von Interessen: „Stets suchen das Gleiche und Gerechte nur die Schwächeren. Die Mächtigen kümmern sich nicht darum“ schrieb er. Die Mächtigen kümmern sich um anderes: Zum Beispiel um Stiftungen und wie die reichen Leute, die solch steuerschonende Konstruktionen nützen, noch mehr Steuern sparen könnten. Jakob Winter und Michael Nikbakhsh haben im neuen profil sehr anschaulich ein sogenanntes Stiftungsfrühstück im Finanzministerium Ende Mai des Jahres 2018 beschrieben. Die Eingeladenen - Herren mit großem Portemonnaie, einige wenige Damen. Laut den Papieren, die profil und ORF vorliegen, ging es dabei um das „Attraktivieren“ von Privatstiftungen. So heißt das im neuen Politikdeutsch, hässlich und die Sache vernebelnd. Es ging ganz simpel um Steuererleichterungen.
Aber weiter zu Aristoteles. Er kann uns in vielen Dingen weiterhelfen. Er könnte zum Beispiel SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zur Seite stehen. Er wäre überhaupt ein guter Berater der SPÖ. Denn zur Festigung von Gemeinschaften müsse man „Privatkulte auf wenige und auf gemeinsame zusammenziehen und alles so ausdenken, dass möglichst alle miteinander vermengt werden, sich aber die früheren Verbindungen auflösen“, meint Aristoteles. Der übrigens auch der Ansicht war, dass nur Leute mit einem gewissen Anstand öffentliche Ämter bekleiden sollten, die in keinem Fall nach Eigennutz handeln und ihre Ämter nie länger als eine Periode halten dürfen.
Ob Aristoteles auch etwas zu den neuen Kinofilmen, die in Cannes gezeigt wurden, beitragen könnte, weiß ich nicht. Aber Stefan Grissemann führt uns an diesen Ort, „an dem Erlebnisse möglich werden, von denen Netflix und Amazon nicht einmal träumen können.“
Träumen wir also im Kino, wenn die Wirklichkeit zu wenig hergibt, empfiehlt Christa Zöchling
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