Strolz und Haimbuchner: Eine ungewöhnliche Allianz

Aufstand der Genesenen: Ruf nach längerer 2G-Gültigkeit

Ehemals Erkrankte - von Haimbuchner bis Strolz - begehren auf. Braucht es für Genesene mit ausreichend Antikörpern längere 2G-Laufzeit wie in der Schweiz?

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"Ich habe erst kürzlich wieder meinen Antikörperstatus bestimmen lassen und alle meine Ärzte sagen mir, dass ich einen sehr hohen Schutz habe", sagt Manfred Haimbuchner, Chef der FPÖ-Oberösterreich. Haimbuchner war im März 2021 schwer an Covid-19 erkrankt und will sich erst impfen lassen, wenn sein Antikörperstatus unter eine kritische Schwelle sinkt. Derzeit fallen Genesene sechs Monate nach der Erkrankung automatisch aus dem 2G-Nachweis (geimpft, genesen) heraus - und müssten sich für eine Verlängerung impfen.

Fast ident argumentiert der ebenfalls im März 2021 erkrankte Gründer der Neos, Matthias Strolz. "Genesene mit hohem Antikörperwert sollten nicht in Impfung gezwungen werden." Auch bei ihm wäre eine Impfung überfällig. Das Nationale Impfgremium, an dem sich Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein orientiert, hält Antikörpertests "weder für sinnvoll, noch empfohlen", um über die Notwendigkeit einer Impfung zu entscheiden. Die Experten weisen auf die beschränkte Aussagekraft der Antikörpertests hin.

In der Schweiz zwölf Monate "genesen"

International gibt es auch andere Zugänge. Wer von einer Corona-Infektion genesen ist und dies mit einem PCR-Test belegen kann, erhält im Nachbarland Schweiz ein verlängertes Covid-Zertifikat. Es gilt – wie bei der Impfung – zwölf Monate. Neue wissenschaftliche Daten hätten gezeigt, dass Menschen nach einer Infektion ausreichend geschützt seien, so die aktuelle Begründung. Allerdings beschränken sich die Änderungen auf die Schweiz. Denn die meisten europäischen Länder bleiben - wie Österreich - bei einer Gültigkeit des Genesenen-Zertifkats von sechs Monaten.

Generell dürfte die Aussagekraft von Antikörpertests in der Schweiz höher bewertet werden. Ab 16. November können Bürger mit einem Test neu nachweisen, dass sie über genügend Antikörper verfügen und ein Zertifikat erhalten. Dieses ist 90 Tage gültig. Nach diesen drei Monaten kann ein weiterer Antikörpertest durchgeführt werden. Ist man weiterhin im grünen Bereich, wird ein weiteres Zertifikat ausgestellt. Akzeptiert werden Antikörpertests nach WHO-Standards. Die Kosten müssen Genesene selbst tragen. Die Gültigkeit ist auch in diesem Fall auf die Schweiz beschränkt.

In einem offenen Brief an Wolfgang Mückstein - "Bei den neuen Corona-Maßnahmen kommen die Genesenen unter die Räder!" - fordert der genesene profil-Leser Peter Czermak aus Steyr den Schweizer Weg für Österreich. Andernfalls solle Mückstein das verstärkte Gefährdungspotenzial von bereits länger Genesenen mit Hospitalisierungszahlen belegen.

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.