Aus dem Lockdown für Ungeimpfte: „Lass mich nicht erpressen“ – „Impftermin am Freitag“
Einen Schwerpunkt über den großen Impf-Graben lesen Sie in der nächsten profil-Ausgabe.
Die Gesellschaft ist schon länger zunehmend gespalten in Geimpfte und Ungeimpfte. Diese Trennung ist seit Montag amtlich – durch den Lockdown für Ungeimpfte mit umfangreichen Ausgangsbeschränkungen. Rund zwei Millionen Österreicher sind noch immer ungeimpft. Sie stellen sich vor den Teststraßen an und nehmen immer neue Freiheitseinschränkungen in Kauf. Aus Routine, aus Trotz, aus dem Gefühl des „Jetzt erst recht - nicht“ heraus. Impfungen reduzieren nachweislich die Wahrscheinlichkeit, auf der Intensivstation zu landen. Die Intensivstationen sind ausgelastet, in Salzburg sind bereits Triage-Teams am Werk, in Oberösterreichs Spitälern werden Leichen am Gang abgestellt. Diese Horrorbilder wiederum verstärken den Zorn der Geimpften auf die Ungeimpften.
Wir haben auf Facebook Ungeimpfte sowie frisch Geimpfte aufgerufen, mit uns zu diskutieren. Über 1000 User haben sich gemeldet. Wie geht es Ungeimpften im Lockdown? Warum tun sie sich das an? Und warum haben andere umgedacht?
Bei allen Kommentaren wurde der Original-Wortlaut beibehalten.
Die Ungeimpften:
Werner M. via Twitter: “Geht mir sehr gut, danke! Lebt sich nicht viel anders als die Monate davor. Man hat sowieso aufgepasst, jetzt halt staatlich verordnet... Erspar' mir sicher wieder viel Geld und habe viele Bücher zu lesen... Wald ist auch gleich in der Nähe, was will ich mehr?“
Sabrina P. via Facebook: „Es lebt sich sehr gut. Meine Einstellung zur Impfung ist noch negativer geworden, weil ich lass mich bestimmt nicht erpressen.“
Marlene A. via Facebook: „Lockdown ändert fast gar nichts, zumindest für uns, wir dürfen noch Lebensmittel einkaufen, Apotheken etc. wir leben unser Leben fast genau so weiter wie vor der Pandemie!! Ja wir dürfen in Österreich nicht mehr reisen, aber das gilt nur für Österreich. Was sich aber bei mir geändert hat seit diese Maßnahmen angesprochen wurden ist das meiner Meinung nach diese Regierung versagt hat. Das manche Menschen ihr wahres Gesicht zeigen. Das wir miteinander nicht mehr auf Augenhöhe diskutieren kann und das Respekt verloren gegangen ist. Das betrifft vor allem unsere Mitmenschen. Geimpft oder nicht ist egal.“
Viele fühlen sich von der Regierung unter Druck gesetzt und weigern sich deswegen umso vehementer.
Karin W. via Facebook: Meine negative Einstellung zur Impfung wird sich niemals ändern und einsperren lass ich mich sowieso nicht!!!!
Michael S. via Facebook: Je mehr Druck aufgebaut wird desto weniger lasse ich mich gegen Corona impfen.
Gabriele R. via Facebook: „Ich bin der Meinung, dass die Regierung das grundsätzlich falsch angegangen hat, abgesehen von der Spaltung und den Schikanen, in ländlichen Gebieten überhaupt einen PCR Test zu bekommen. Anstelle, dass sie Geld in sinnlose Werbung verpulvert hätten (“ich bin geimpft und jetzt bin ich schwanger“), wäre es besser gewesen, die Menschen sachlich zu informieren. Was sind die Konsequenzen, Symptome, was muss man tun, wenn man positiv ist, ist das Krankenstand, wenn ich zur BH Testen fahre, wie lange,dauert die Quarantäne, wie geht das mit freitesten usw. Davon wird viel zu wenig informiert...es wird nur Druck aufgebaut, sich impfen zu lassen, um jeden Preis....“
Es gibt aber auch Leute, sich einfach vor der Impfung fürchten.
Martin K. via Mail: „Ich habe seit 2019 multiple Sklerose diagnostiziert und habe seither keinen Schub. Habe meine geliebte Arbeit wegen der MS verloren, bin jetzt Gott sei Dank auf einem anderen Arbeitsplatz, der mir auch gefällt. Und ich teste mich alle 2 Tage, meide Kontakte, Events etc. Hab seit Corona Beginn kein Fußballspiel mehr live gesehen. Und das alles nur, um der Impfung zu entgehen. Ich habe so tierisch Angst, dass eine Impfung wieder einen Schub auslöst, und wieder mein Leben auf den Kopf stellt.“
3G-Regel am Arbeitsplatz, nun der Lockdown für Ungeimpfte – die Zahl der Erstimpfungen in Österreich ist wieder deutlich angestiegen. In der letzten Woche sind so viele Impfungen wie seit Juli nicht mehr durchgeführt worden. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
Die frisch Geimpften:
Daniela M. via Mail: „Die beiden Pole waren bislang: jene Menschen, die Impfen als gesellschaftliche Verantwortung sehen und jene, die aufgrund Vorerkrankungen oder sonstiger Bedenken Impfschäden befürchten, die soziale Komponente trifft also auf die individuelle. Aktuell ist eine dritte Dimension dazugekommen: Unlogik. Weil Impfen sakrosankt ist, darf das nicht diskutiert werden. Man hat wohl entschieden: Wegsperren ist die bessere Lösung. Gesellschaftlich ist es aktuell katastrophal, unausgewogen, hetzerisch, zerstörend. Das macht mich unglaublich traurig. PS: Am Freitag habe ich Impftermin. Der Druck hat zumindest bei mir gewirkt.“
Susanne I. via Facebook: Ich war lange Zeit gegen die Impfung, habe mich dann dazu entschlossen weil es einfacher ist am Arbeitsplatz MIT Impfung! Ich war so verhaftet mit negativen Schlagzeilen über die Impfung und auch den Zwang der ausgeübt wurde und immer noch wird daß ich einfach schlicht und einfach nicht wollte.... Es fehlen gute und informative Schlagzeilen in den Medien welche FÜR eine Impfung sprechen!!!! Nur Druck Zwang und Panikmacherei von BEIDEN Seiten! Geimpft UND ungeimpft!!!!
Andere haben ihr Vertrauen in die Wissenschaft wiedergefunden.
Klemens K. via Facebook: „Was mich zur Impfung bewegte, war, dass die Wissenschaft zeitgemäß und verantwortungsbewusst mehrere Impfstoffe herausgebracht hat, die einerseits mich selbst mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vor einer schweren Erkrankung schützt und auch meine Mitmenschen vor einer Infektion durch mich!“
Rainer W. via Facebook: „Ich vertraue der Wissenschaft mehr als Nina Proll & Co.“
Mathias B. via Facebook: „Hab mich impfen lassen weil die Antikörper nicht mehr anerkannt werden und ich nicht eingesperrt sein will habe meine erste Impfung vor einer Woche erhalten und hatte keinerlei Nebenwirkungen von der Impfung.“
Angst in all seinen Formen ist ein wichtiger Faktor: Angst davor, die Impfung würde sich mit bestehenden Krankheiten nicht vertragen, Angst, sich selbst mit Corona zu infizieren, aber auch die Angst, geliebte Menschen, die zur Risikogruppe gehören, anzustecken.
Cosima P. via Facebook: „Hauptgrund war, weil meine Mutter unter Mukoviszidose leidet. Es gibt ua ein Neugeborenes im nahen Familienkreis und mein Mann ist beruflich viel unterwegs. Wurde mir letztendlich alles zu unsicher.“
Birgit Z. via Facebook: Ich bin aufgrund meines Alters (61), meiner Fettsucht und meiner chronischen Bronchitis gefährdet, einen schweren Verlauf bei Covid zu bekommen. Solange das Infektionsgeschehen überschaubar war, habe ich mich mit Maske und Abstand geschützt. Da jetzt alles aus dem Ruder läuft und die Regierung es an Maßnahmen fehlen lässt, ist die Impfung trotz aller Angst vor Nebenwirkungen unumgänglich geworden für mich.