Aus der Redaktion
Einhundert Tage gelten in der Politik als magische Maßeinheit. Nach diesem Zeitraum werden hoch- und höchstrangige Amtsträger gemeinhin einer ersten Evaluation unterzogen. Kommende Woche schlägt die Stunde der resümierenden Wahrheit für die neue schwarz-blaue Regierung. In der aktuellen Titelgeschichte legen Gernot Bauer, Eva Linsinger und Rosemarie Schwaiger eine Bilanz in sechs Thesen vor, die, so viel sei verraten, stellenweise durchaus kritisch ausfällt – nicht zuletzt auch in der momentan alles dominierenden BVT-Staatsaffäre. Michael Nikbakhsh, seit deren Beginn an vorderster investigativer Front unterwegs, interviewte Christian Pilnacek, Generalsekretär und Sektionschef im Justizministerium, zur Causa prima. Vorläufiges Fazit des Spitzenbeamten: „Sollten die Vorwürfe kein Substrat haben, dann wird die Staatsanwaltschaft zu klären haben, wer ein Interesse daran hatte, falsche Vorwürfe zu präsentieren. Sollten sich Vorwürfe erhärten lassen, dann hätten wir es mit strafrechtlich relevanten Handlungen zu tun. Mag sein, dass es dann immer noch eine Intrige war.“
Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, 75, hat sich einen imposanten Ruf als „Wunderheiler“ und „Jahrhundertarzt“ erworben. Weltrekordsprinter Usain Bolt, Tennislegende Boris Becker oder Boxer Wladimir Klitschko waren in der 1600 Quadratmeter großen Praxis des Orthopäden im Herzen Münchens bereits in Behandlung. 2015 sorgte Müller-Wohlfahrt, von Freunden Mull genannt, für außertherapeutische Aufregung: Nach fast 38 Jahren beim FC Bayern wollte er nicht mehr Mannschaftsarzt des Münchner Millionenvereins sein. Von einem beschädigten Vertrauensverhältnis zwischen dem damaligen Trainer Pep Guardiola und dem langjährigen medizinischen Betreuer der deutschen Fußballnationalmannschaft war die Rede. Im Interview mit Wolfgang Paterno beklagt sich Müller-Wohlfahrt: „Guardiola mied mich richtiggehend, wenn ich ihn sprechen wollte. Für Pep war ich Luft.“
Ihre Redaktion