Aus der Redaktion
Wir beginnen mit einer unschönen Anekdote. In einem Gasthaus feixt ein Landespolitiker, er habe in jungen Jahren bei einer Frau „natürlich überall hingegriffen“. Wie hätte man sonst auch Ehen schließen können? Das schlüpfrige Bekenntnis wird von den Anwesenden mit freudigem Gelächter quittiert, in dem die Schlusspointe fast unterzugehen droht: Eine bekannte Frauenpolitikerin engagiere sich nur deshalb gegen Sexismus, „weil bei ihr niemand hingegriffen hat“. Diese Episode ist aus zwei Gründen maximal ungustiös: Sie hat sich tatsächlich zugetragen – und zwar vergangene Woche.
Das Imperium schlägt zurück und schaut dabei ziemlich alt aus. Einige Männer ignorieren hartnäckig, dass die Zeiten sich geändert haben: Übergriffiges, diskriminierendes Macho-Gehabe geht nicht mehr als lässliches Kavaliersdelikt durch, das Frauen widerstandslos erdulden müssen. „Zweifellos gibt es heute weniger offenen Sexismus. Kommt er stattdessen nur subtiler daher?“, fragen Gernot Bauer, Eva Linsinger, Edith Meinhart, Christina Pausackl und Christa Zöchling in der aktuellen Titelgeschichte. Dabei rücken sie vor allem die Politik, der gemeinhin und zu Recht eine Vorbildfunktion zugewiesen wird, in den Fokus. Wie geht es im Parlament, in Ausschüssen und auf Dienstreisen zu? Der Befund fällt teilweise immer noch höchst ernüchternd aus. Trotzdem, so die AutorInnen, könnte sich die Affäre um Peter Pilz rückblickend als Zäsur erweisen.
Seit 1983 vergibt der Österreichische Zeitschriften- und Fachmedienverband den „Zeitschriftenpreis“. Dieses Jahr gewann Christoph Zotter in der Kategorie Politik und Wirtschaft für seine im April erschienene profil-Reportage „Ein Traum von einem Zaun“. Sie handelt von den täglichen Dramen in der spanischen Exklave Ceuta in Nordafrika, um die eine sechs Meter hohe Zaunanlage errichtet wurde, um die Europäische Union vor afrikanischen Migranten zu schützen.
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