Aus der Redaktion
Berechtigte Sorge oder nur „alarmistische Propaganda“, fragen Gernot Bauer und Clemens Neuhold in der aktuellen Titelgeschichte. Rosemarie Schwaiger (Foto) fuhr nach Bosnien, um zu prüfen, ob sich auf der Balkanroute tatsächlich eine neue Flüchtlingskrise anbahnt. Ihr Resümee: Ein Vergleich mit 2015 wäre absurd; in den beiden Hotspots Velika Kladuša und Bihać dürften derzeit nur rund 1500 Flüchtlinge auf eine Gelegenheit zur Einreise in die EU warten. Trotzdem birgt die Situation nicht einmal 300 Kilometer vom steirischen Spielfeld entfernt einen gewissen Sprengstoff. Niemand weiß, wie viele Menschen noch kommen werden, um von hier den Weg in die EU zu suchen. „Wer einmal geschnappt wurde, versucht es eben ein zweites Mal. Die meisten Menschen hier kommen nicht direkt aus ihrer Heimat, sondern aus Flüchtlingslagern in Serbien oder Griechenland, wo sie schon Monate oder Jahre verbracht haben. Viel zu verlieren hat keiner mehr“, schreibt Schwaiger.
Das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) mit Sitz in Washington ist ein im allerbesten Sinne elitärer Zirkel: ein globales Recherche-Netzwerk, dem sich seit seiner Gründung 1997 über 200 herausragende investigative Journalisten und mehr als 100 Medienhäuser aus 70 Ländern angeschlossen haben. Steuerhinterziehung, Korruption, mafiöse Strukturen, Machtmissbrauch: ICIJ versucht, der dunklen Seite des globalisierten Kapitalismus mit journalistischen Mitteln zu begegnen, durch Bündelung von Ressourcen, Talenten, Kontakten und Know-how. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde ICIJ auch hierzulande durch Enthüllungen wie „Panama Papers“ und „Paradise Papers“ bekannt. Vergangene Woche ging für Michael Nikbakhsh ein Traum in Erfüllung, wie er selbst sagt: Er wurde als eines von weltweit 22 neuen Vollmitgliedern in das Netzwerk aufgenommen – als derzeit einziger Österreicher. Er folgt damit auf den 2015 verstorbenen „News“-Journalisten Kurt Kuch.
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