Aus der Redaktion
In seinem Debütfilm „Gattaca“ breitete Regisseur Andrew Niccol das düstere Szenario einer Zukunft aus, die ausschließlich von „perfekten“ Menschen bevölkert wird, weil alle denkbaren Defizite schon im Embryonalstadion mittels Gentechnologie ausgefiltert werden. Nur noch hochintelligente, strahlend schöne, vor Gesundheit und angeborener Fitness strotzende Superbabys erblicken das Licht der Welt. 22 Jahre nach dem Kinostart von „Gattaca“ ist Niccols Dystopie zwar nicht flächendeckend Realität geworden, doch allzu weit sind wir davon nicht mehr entfernt: Die Wissenschaft macht rasante Fortschritte bei der Manipulation des menschlichen Erbguts, wie Molekularbiologe, Buchautor und „Science Busters“-Mitglied Martin Moder in der aktuellen Titelgeschichte anschaulich darlegt. Die nahezu grenzenlosen Möglichkeiten der DNA-Optimierung sind das eine – etwas ganz anderes ist die Frage, welchen Preis wir dafür zu zahlen bereit sind.
Im Juli 2018 wurden die Tiroler Festspiele Erl von einem heftigen #MeToo-Beben erschüttert. Fünf Musikerinnen beschuldigten den langjährigen Intendanten Gustav Kuhn wiederholter sexueller Belästigungen. Dieser dementierte heftig, musste im Oktober 2018 aber aufgrund des massiven öffentlichen Drucks seine Funktionen niederlegen. Die fünf Künstlerinnen wurden in der Folge von der unabhängigen, im Bundeskanzleramt angesiedelten Gleichbehandlungskommission angehört, die nun ihr Gutachten vorlegte. Eindeutiges Fazit: Die Kommission erklärt die Schilderungen der Betroffenen für rundum glaubwürdig. Edith Meinhart begleitete die Causa von Anfang an mit großem journalistischen Engagement. Vergangene Woche traf sie die Sängerinnen zu einem ausführlichen Gespräch. Ihre Anwältin Petra Smutny fordert nach dem klaren Votum der Gleichbehandlungskommission von der Geschäftsführung der Festspiele Erl, „sich den Kopf über die Rehabilitierung der Künstlerinnen zu zerbrechen: Das würde ihnen zumindest die Würde zurückgeben, die ihnen durch die sexuelle Belästigung teilweise genommen wurde.“