Aus der Redaktion
Die vorliegende Ausgabe ist gewissermaßen eine profil-Weltpremiere. Zum ersten Mal in der Geschichte dieses Magazins werden gewichtige Teile der Coverstory zweisprachig gedruckt: deutsch und türkisch. Dahinter steckt wesentlich mehr als eine aparte Spielerei. Es geht darum, ein Zeichen zu setzen: Der Journalismus, dem profil sich seit bald 50 Jahren verpflichtet fühlt, hat im Reich von Recep Tayyip Erdoğan derzeit einen schweren Stand. Was Martin Staudinger, Robert Treichler und Christoph Zotter sowie, im Leitartikel, Christian Rainer über die besorgniserregenden politischen Tendenzen in der Türkei und deren Auswirkungen auf das Verhältnis zur Europäischen Union schreiben, könnte Medien, die in Istanbul und Ankara erscheinen, durchaus zum Verhängnis werden. Zudem erweisen wir vor dem brisanten Verfassungsreferendum am 16. April damit auch der hiesigen türkischen Community Reverenz.
In den vergangenen drei Jahren erlebte Çiğdem Akyol, deren Eltern Anfang der 1970er-Jahre als Arbeitsmigranten nach Deutschland auswanderten, den Weg der Türkei in Richtung Autokratie aus nächster Nähe mit und dokumentierte ihn unter anderem in zwei Büchern: „Generation Erdoğan“ (2015) und „Erdoğan: Die Biografie“ (2016). Für die Coverstrecke steuert Akyol ihre Expertise über den Familienclan des umstrittenen Staatspräsidenten bei.
Wie wichtig eine am Ideal kritischer Unabhängigkeit orientierte Berichterstattung ist (und bleiben sollte), belegt ein für uns höchst erfreulicher Umstand: Am Donnerstag gab der Presseclub bekannt, dass der diesjährige Concordia Publizistikpreis an Edith Meinhart geht. Sie sei „ein journalistischer Leuchtturm in der Berichterstattung über Menschenrechte und deren vielfache Verletzungen“, so die Begründung der Jury. Wir gratulieren Edith Meinhart herzlich!
Ihre Redaktion