Aus der Redaktion
Liebe Leserin, lieber Leser
Ungefähr zehn Jahre ist es nun her, dass Sebastian Hofer sich einen Facebook-Account zulegte. Er tat dies im Auftrag von profil: Facebook war damals neu und so gut wie unbekannt (nur 60 Millionen User weltweit), weshalb Hofer sich dieses womöglich vielversprechende soziale Netzwerk einmal genauer anschauen sollte. Aus der Recherche wurde im Lauf der Zeit Gewohnheit, aus dem Alle-paar-Tage-Reinschauen ein Ständig-Drinsein. Insofern ist Hofer ein typischer Fall und bestens dafür geeignet, die aktuelle Aufregung um den Missbrauch von Facebook-Nutzerdaten in einer Titelgeschichte zu analysieren – mit der gebotenen Distanz. Hofers Reaktion beim Wiederlesen seiner Einschätzung aus dem Jahr 2008: säuerliches Lächeln.
Es war eine durchaus hitzige Debatte, die die Fotografin Alex Schlacher und profil-Reporter Martin Staudinger (Bild) Ende März in einem Gebirgstal nahe der saudi-arabischen Stadt Ta'if auf über 2000 Meter Seehöhe führten. Bei Recherchen über den gesellschaftlichen Umbruch, von dem das Königreich derzeit erfasst wird, gerieten sie mit einem Interviewpartner über das Thema Frauenrechte aneinander. Der Mann, ein Seifen- und Parfümproduzent, beharrte darauf, dass Väter, Ehemänner und Brüder über alle Belange ihrer weiblichen Angehörigen zu bestimmen hätten, und zeigte sich alles andere als erfreut über die Liberalisierungstendenzen in seiner Heimat. "Damit ist er zwar kein Einzelfall, aber auch nicht typisch. Niemand von den gut zwei Dutzend Frauen und Männern, mit denen wir gesprochen haben, hat eine annähernd radikalkonservative Einstellung gezeigt", sagt Staudinger: "Alle anderen begrüßten die Reformen, die meisten sogar enthusiastisch." Wie weit der Wandel geht, wo seine Grenzen liegen und welche Zukunft den Reformen beschieden sein könnte, wird in einer zehn Seiten umfassenden Strecke mit Reportagen und Analysen ausgelotet.