Alwin Schönberger

Aus der Redaktion

Alwin Schönberger und Jochen Stadler verfassten ein glühendes Plädoyer für die Wissenschaft, Sebastian Hofer widmete sich subjektiven Reisebewertungen im Internet. Die Woche in der profil-Redaktion.

Drucken

Schriftgröße

Neulich im Elfenbeinturm. Große Aufregung. „Scheinwelten.“ „Dunkle Geschäfte.“ „Lügenmacher.“ „Gefälschte Studien.“ Und das alles, man glaubt es kaum, „gegen Bezahlung“! Vorvergangene Woche ging ein internationales Recherchekollektiv aus TV-Sendern und Zeitungen, in Österreich prominent vertreten durch den ORF und die Wiener Stadtzeitung „Falter“, mit alarmistischen „Enthüllungen“ an die Öffentlichkeit, wonach in der Wissenschaftswelt ein gemeingefährlicher Schlendrian wüte. Sie sei durch und durch korrupt, von finanziellen Interessen gesteuert und deshalb zu allen nur denkbaren Halbwahrheiten, Lügen und Fälschungen bereit. Das breite, nicht einschlägig vorgebildete Publikum konnte sich des (durchaus beabsichtigten) Eindrucks nicht erwehren, dass offenbar auch das hehre Feld der Forschung vom allgegenwärtigen Fake-Virus verseucht sei. „Was für ein Blödsinn!“, schreiben Alwin Schönberger und Jochen Stadler in der aktuellen Titelgeschichte und setzen der groß angelegten Diskreditierungskampagne ein glühendes Plädoyer für die Wissenschaft entgegen, „weil die erhobenen Vorwürfe schlicht falsch oder grob verzerrt sind und weil es unverantwortlich ist, in Zeiten von Klimawandelleugnung, Impfskepsis und Gentechnikpanik den Volkssport, der Wissenschaft grundsätzlich zu misstrauen, mutwillig zu fördern“.

Jochen Stadler

Ein gesundes Misstrauen empfiehlt sich jedoch einem anderen Weltvolkssport gegenüber: subjektiven Reisebewertungen im Internet. Sebastian Hofer zeichnet akribisch (und nicht ohne die nötige Prise Ironie) das Österreich-Bild nach, das entsteht, wenn man den skurrilen touristischen Gutachten auf Plattformen wie TripAdvisor vertraut. Der Stephansdom? „Angesichts der Größe eine Enttäuschung. Es gibt viel bessere Kirchen in Europa.“ Und das mit Abstand beste Lokal von Wien ist demnach eine kleine, unscheinbare Szenebar, die Extrawurst-Sandwiches und Prosecco im Repertoire hat. Gute Reise!

Ihre Redaktion