Beamte der Cobra im Rahmen eines Medientermins der Landespolizeidirektion Wien anlässlich einer Schwerpunktaktion zur Bandenkriminalität nach gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gruppen in Wien-Brigittenau und Wien-Meidling.
Wien

Wiener Bandenkriege: Blut, BMW und versuchter Mord?

Im Sommer bekämpften sich junge Männer aus Syrien und Tschetschenien auf den Wiener Straßen. Am Montag findet der Gerichtsprozess statt. Was seit den Gewaltexzessen passiert ist und warum man von keinen fixen Banden sprechen kann.

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In dieser Siedlung in Wien-Donaustadt scheinen existenzielle Probleme weit weg zu sein. Links ein Geschäft mit Harry-Potter-Zubehör für Chihuahuas, rechts ein Kosmetikstudio zum Poren-Ausdrücken. Dazwischen die Haustür, die zu Emirs Wohnung führt. Hier lebte er bis vor zehn Monaten. Fünf Kilometer entfernt in Floridsdorf liegt die Wohnung seines Freundes Schamil – in einer ebenso ruhigen Gegend mit Biotop, Goldfischen und Gänseblümchen im Hof.

Hier wohnten die Freunde – bis zur verhängnisvollen Nacht am 5. Juli 2024. Der Nacht, die dafür sorgte, dass Emir und Schamil ihre Wohnungen in Transdanubien für eine lange Zeit nicht mehr benutzen werden. Sie sitzen in U-Haft in der Justizvollzugsanstalt Josefstadt. Die Vorwürfe sind heftig: Emir wurde wegen versuchten Mordes, Schamil wegen Beihilfe zu versuchtem Mord angeklagt.

In den ersten Julitagen 2024 eskalierte in Wien die Gewalt auf der Straße: Binnen 48 Stunden gerieten tschetschenische und syrische Jugendliche und junge Erwachsene in Meidling und Brigittenau drei Mal massiv aneinander. Sie kämpften mit Fäusten, Messern, Holzlatten, es fielen auch einige Schüsse. Junge Syrer sammelten sich unter der Chiffre 505, in Chatgruppen wurde mobilisiert und verurteilt, Anzeigen folgten. Fast zehn Monate später gibt es drei Verfahren. Drei Syrer wurden im Dezember wegen gefährlicher Drohung verurteilt, am Montag folgt der nächste Prozess – jener von Emir und Schamil. Medien und Polizei sprachen damals von einem Bandenkrieg. Aber was ist damals wirklich passiert? Waren es Banden? Und was hat sich in den Communities seitdem verändert?

Natalia Anders

Natalia Anders

ist seit Juni 2023 Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.

Clara Peterlik

Clara Peterlik

ist seit Juni 2022 in der profil-Wirtschaftsredaktion. Davor war sie bei Bloomberg und Ö1.