Andreas Babler kandidiert für SPÖ-Vorsitz, Kowall nicht mehr
Das Rennen um die Parteiführung lässt die Mitgliederzahlen der SPÖ steigen. Am Donnerstag hatte das Präsidium den Weg für eine Befragung geebnet, bei der jedes Mitglied sowohl abstimmen als auch für den Chef- bzw. Chefinnenposten kandidieren kann. Es seien "einige Hundert" Anträge eingelangt, hieß es am Donnerstag aus der Partei zur APA - darunter auch Schriftsteller Robert Menasse und Politikberater Rudi Fußi, der gegenüber der APA sogar eine Kandidatur nicht ausschloss. Kandidieren will hingegen der Traiskirchner Bürgermeister und Bundesrat Andreas Babler. Das gab Babler am Donnerstagabend bekannt.
"Ich kandidiere für den Vorsitz der SPÖ, weil die Sozialdemokratie ein Teil meines Lebens ist. Und weil es mir sehr weh tut, was wir da in den letzten Monaten mit dieser Partei aufgeführt haben - und damit bin ich nicht alleine", so Babler auf Twitter.
Babler möchte für die "Leute" da sein, "weil alle anderen Parteien auf sie pfeifen. Wir sind da für die Leute, die Angst vor der nächsten Strom- und Mieterhöhung haben. Für die Leute, die von allen anderen Parteien gesagt bekommen, dass sie weniger wert sind. Die Sozialdemokratie ist dazu da, genau diesen Leuten Würde und Respekt zu geben."
Nikolaus Kowall hat indessen seine Kandidatur nach dem Antreten Bablers zurückgezogen: "Mein Credo war, wenn wer gewichtigerer als Alternative zu Pam und Dosko in den Ring steigt, dann lasse ich der Person den Vortritt. Ich stehe zu meinem Wort und ziehe meine Kandidatur zurück. Die Stimmen sollen sich nicht zwischen Andi Babler und mir aufsplitten", so Kowall auf Twitter.
Von 24. April bis 10. Mai können SPÖ-Mitglieder über die Parteiführung abstimmen. Die endgültige Entscheidung soll ein Sonderparteitag am 3. Juni bringen. Dem vorangegangen waren schon seit längerem andauernde Querelen zwischen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Endgültig eskaliert war die Lage nach den Stimmeneinbußen der SPÖ bei der Kärntner Landtagswahl.
Bei einer Präsidiumssitzung am Mittwoch einigte man sich in der SPÖ darauf, dass jedes Parteimitglied bei der Befragung antreten darf. Eine Parteifunktion ist dafür nicht notwendig. Noch bis Freitag hat man Zeit einzutreten und dann selbst zu kandidieren bzw. mitzuwählen.
Stimmberechtigt sind Personen, die bis Freitag, 23.59 Uhr, als Mitglieder im Personensystem erfasst sind. Wer sich online anmeldet, ist aber noch nicht automatisch sofort SPÖ-Mitglied. Die Daten werden nämlich an die Bundesländer weitergeleitet und dort bearbeitet, wo auch die Eintragung in das Personensystem abgewickelt wird. Erst dann gilt die Person als Mitglied. Die Landesorganisationen sollen sicherstellen, dass die Anmeldungen bis spätestens Freitag ins Personensystem eingetragen werden. Mit einem Mitgliedsbeitrag von 6,50 monatlich dürfte es auch keine hohen finanziellen Hürden geben.
Prominente Rückkehrer
Auch ein paar bekannte Namen fanden sich bereits unter den neuen SPÖ-Mitgliedern.
So schrieb der Schriftsteller Robert Menasse auf Facebook: "Ich kann dem Siechtum und langsamen Sterben einer Partei, der wir historisch so viel zu verdanken haben, nicht länger zuschauen. Ich war jahrelang SPÖ-Mitglied, bin irgendwann aus Frust ausgetreten." Er sei erleichtert, dass Kowall "auf die Bühne gesprungen ist", sagte er auch im Gespräch mit der APA.
In den Schoß der Partei zurückgekehrt ist auch Fußi, der seine Entscheidung auf Twitter bekannt gab. Erste Gratulationen gab es vom verifizierten Account des ehemaligen SPÖ-Chefs Christian Kern ("Willkommen. Kannst froh sein, dass die Ochsentour vorbei ist. Ich hab meine Politkarriere noch mit dem Austragen von Flugblättern und der Organisation von Hendlschnapsen begonnen"). Fußi bestätigte auch der APA den Schritt - und schloss zumindest nicht aus, auch noch selbst als SPÖ-Chef zu kandidieren.
Kaiser fordert "innerparteilich Ruhe und Besonnenheit"
Nicht beim Präsidium am Mittwoch erschienen war aufgrund der dortigen Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser. Mit der gestrigen Entscheidung über die Formalitäten sei "der Weg für alle klar und besteht keine Notwendigkeit, die öffentliche Auseinandersetzung zu prolongieren", ließ er aber über einen Sprecher ausrichten. Vielmehr sollte bis zum entscheidenden Parteitag "innerparteilich Ruhe und Besonnenheit" einkehren.
Laut Kaiser sollten sich nun "alle in der SPÖ darauf besinnen, der Bundesregierung, die bis dato unfähig ist, Lösungen für Millionen ÖsterreicherInnen, die darum kämpfen sich das Leben und Wohnen noch leisten zu können, zu erarbeiten, ordentlich den sozialdemokratischen Marsch zu blasen".
Parteivorsitz-Kandidat Doskozil ließ die Ergebnisse des gestrigen Präsidiums am Donnerstag noch "sacken", wie er unmittelbar danach im Anschluss meinte. Ein weiteres Statement gab es dazu von seinem Büro auf APA-Anfrage nicht. Es wurde auf die nächsten Sitzungen am Montag verwiesen.