Betrugscausa um toten Anwalt: Ermittlungen gegen KSV1870-Firma
Das Nachrichtenmagazin profil berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über ein Ermittlungsverfahren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Zusammenhang mit einem verstorbenen prominenten Wiener Wirtschaftsanwalt. Michael Mathes nahm sich im Oktober 2014 das Leben. Er soll in großem Stil Klientengelder veruntreut haben. Mathes galt als „Vertrauensanwalt“ des Gläubigerschutzverbandes KSV1870, für dessen Klienten er Forderungen bei säumigen Schuldnern eintrieb. Nun prüft die Justiz die Rolle der Gläubigerschützer in Zusammenhang mit mutmaßlichen Malversationen des Anwalts.
Die WKStA leitete kürzlich ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren in der Causa Mathes ein. Unter den Beschuldigten findet sich auch die KSV1870 Forderungsmanagement GmbH – Teil der Unternehmensgruppe des übergeordneten „Kreditschutzverband von 1870“. Ein Sprecher der WKStA bestätigte auf „profil“-Anfrage, dass nunmehr Ermittlungen gegen insgesamt vier Beschuldigte laufen. Namen nennt die Behörde grundsätzlich nicht. Der KSV1870 bestätigte die Ermittlungen gegen die eigene Firma und wies gleichzeitig darauf hin, dass „der Kreditschutzverband von 1870 selbst bzw. andere Unternehmen der KSV1870 Gruppe nicht betroffen“ seien. „profil“-Informationen zufolge handelt es sich bei den anderen drei Beschuldigten um einen aktiven und um einen früheren hochrangigen Mitarbeiter der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH sowie um einen langjährigen Rechtsberater des Gläubigerschutzverbandes. Alle bestreiten dem Vernehmen nach die Vorwürfe.
Ende Juni 2021 hatte die Anwaltskanzlei „B&S Böhmdorfer Schender“ im Namen mehrerer potenzieller Geschädigter eine 32-seitige Anzeige samt umfangreichen Beilagen bei der WKStA eingebracht. Darin wird die Rolle der Gläubigerschützer in Bezug auf die Vorgänge rund um Mathes ausgeleuchtet. Ermittelt wird nun, ob die Betroffenen an allfälligen Veruntreuungen und an schwerem Betrug beteiligt waren. Aus der Anzeige ergibt sich – zusammengefasst – der Verdacht, Mathes habe Geld bei Schuldnern eingetrieben, aber nicht an die Gläubiger weitergeleitet. Das sei für die KSV1870-Firma erkennbar gewesen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt hätten die Gläubigerschützer den Anwalt genötigt, weiterhin Gelder zu veruntreuen, um entstandene Zahlungsrückstände im Millionen-Euro-Bereich gegenüber einem der Hauptkunden des KSV1870 abzudecken.
Seitens des KSV1870 heißt es: „Wir gehen davon aus, dass Verantwortliche des Unternehmens an keinerlei strafbaren Handlungen beteiligt waren und sind. Daher kann der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH kein berechtigter Vorwurf nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz gemacht werden.“ Eine angebliche Nötigung von Mathes sei „schon aus rechtlichen Gründen“ ausgeschlossen.