Islamismus

Big Imam legt sich mit Hasspredigern auf TikTok an

Das neue Buch „Allahs mächtige Influencer“ beschreibt die Allmacht von Hasspredigern im Netz. Ein Imam, der seit Jahren gegen Extremismus auftritt, verstand es als Weckruf und ging nun online.

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Ramazan Demir kennt die Verführer und die Verführten. Der 38-jährige Imam, Islam-Lehrer und Religionspädagoge war von 2010 bis 2018 auch Seelsorger in heimischen Gefängnissen. 

Er erlebte den Aufstieg und Fall des sogenannten Islamischen Staates (IS) aus der Perspektive von Jugendlichen hinter Gittern, die mit der Terrororganisation sympathisierten oder sich ihr anschlossen. Aber auch aus dem Blickwinkel von radikalen Hasspredigern, die Kinder und Jugendliche in Hinterhofmoscheen rekrutierten.

Nach der Zerschlagung des IS in Syrien ebbte die Terrorwelle ab. In der Coronapandemie 2020 hob sie wieder an. Die Hassprediger wechselten ins Netz und professionalisierten ihre Propagandamaschine. Ihre wichtigsten Waffen: TikTok, Instagram, YouTube und Messenger-Dienste wie Telegram. Die Hinterhofmoschee wanderte aufs Smartphone und damit in die Hosentasche der Kinder und Jugendlichen.

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Weckruf an muslimische Community

In unserem neuen Buch „Allahs mächtige Influencer. Wie TikTok-Islamisten unsere Jugend radikalisieren“ beschreiben Stefan Kaltenbrunner und ich, wie Radikalisierung online funktioniert und wie der Extremismus der Hassprediger in den sozialen Medien zum Mainstream wurde. Das Buch ist nicht zuletzt ein Weckruf an die muslimische Community. Wir fragen: Wo ist der gemäßigte Islam? Wo bleiben die Gegenstimmen auf Social Media? Warum gibt man Online-Predigern diese Macht über die eigenen Kinder?

Die Meisten Imame in den Moscheen haben den Zugang zu den Jugendlichen verloren.

Ramazan Demir, TikTok-Imam

Ramazan Demir, der sich launig auch „Big Imam“ nennt, reicht’s. Er wagt den Sprung auf TikTok, um sich mit den Hasspredigern anzulegen und ihre Allmacht zu brechen.

Wie will der Imam - auf TikTok „DerImamRamazan“ - an die Jugendlichen herankommen? Und ist es überhaupt angebracht, in einem säkularen Land mit Religion auf religiösen Extremismus zu antworten?