Bildungskarenz: Der letzte Ansturm blieb aus
Zu teuer und zu wenig zielgerichtet: So lautete schon länger die Kritik an der Bildungskarenz, nun wird sie von ÖVP, SPÖ und Neos abgeschafft. Bereits seit November des Vorjahres war klar, dass es mit dem beliebten Weiterbildungsprogramm nicht wie bisher weitergehen kann. Unter Arbeitnehmern und potenziellen Karenzverlängerern machte sich rasch Unsicherheit breit: Wann genau endet das Programm? Bis wann kann man noch einen Antrag stellen?
Noch im Jänner meldete das Arbeitsmarktservice (AMS) eine Flut an Anfragen. Viele wollten wissen, ob und bis wann eine Bildungskarenz noch möglich sei. Kritiker warnten bereits vor einem finalen Ansturm auf das AMS. Haben sich manche tatsächlich noch rasch eine Bildungskarenz gesichert? profil liegen die Antragszahlen bis zur finalen Deadline Ende März vor.
Zwischen Jänner und März 2025 beantragten 9275 Personen Weiterbildungsgeld im Rahmen der Bildungskarenz. Im Vergleichszeitraum 2024 waren es mit 9436 sogar etwas mehr. Der befürchtete Run auf die staatlich finanzierte Berufsauszeit blieb also aus.
Ein Grund dürfte auch darin liegen, dass das AMS zuletzt deutlich strenger prüfte. Die Zahl der Ablehnungen stieg heuer leicht auf 219. Auch wurde in mehreren Fällen das Weiterbildungsgeld rückwirkend zurückgefordert.
Häufig fehlte bei den eingereichten Weiterbildungsmaßnahmen ein sogenannter „seminaristischer“ Anteil. Die Betroffenen konnten nicht belegen, ob sie physisch oder virtuell tatsächlich an einem Kurs teilgenommen hatten. Anbieter, die ihr Programm auf eine besonders lockere Nutzung der Bildungskarenz zugeschnitten hatten, sehen sich nun mit Regressforderungen durch ehemalige Teilnehmer konfrontiert.
Der Niedergang der Bildungskarenz
Das im Jahr 1998 eingeführte Modell sollte ursprünglich vor allem Menschen mit niedriger Qualifikation ermöglichen, sich durch eine staatlich geförderte Auszeit weiterzubilden – und so ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern. Seither ist die Zahl der Anträge kontinuierlich gestiegen. 2010 beantragten rund 6500 Personen eine Bildungskarenz, 2023 waren es bereits über 22.000. Auffallend: Die größte Bezugsgruppe bilden Frauen im Alter von 25 bis 45 Jahren – 16.350 Anträge stammen allein aus dieser demografischen Gruppe.
Besonders stark gestiegen ist in den letzten Jahren auch die Zahl jener, die unmittelbar an eine Elternkarenz eine Bildungskarenz anschlossen – sie hat sich seit 2000 mehr als verzehnfacht.
Anders als ursprünglich geplant, wurde die Bildungskarenz zuletzt vor allem von höher Gebildeten genutzt – also von Personen mit Matura oder Hochschulabschluss.
Bildungskarenz neu
Ganz soll staatlich-geförderte Weiterbildung aber nicht wegfallen. Die neue Bundesregierung hat bereits ein Nachfolgemodell präsentiert. Es nennt sich „Weiterbildungszeit“ und soll ab 2026 starten – effizienter, zielgerichteter und stärker auf Niedrigqualifizierte fokussiert. Neu ist: Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen künftig schriftlich vereinbaren, welche Ziele mit der Weiterbildung verfolgt werden. Zudem gilt eine Behaltefrist – der Arbeitnehmer muss nach Ende der Weiterbildung für eine bestimmte Zeit weiterbeschäftigt werden. Damit soll verhindert werden, dass die Bildungskarenz, wie bisher oft, als von der öffentlichen Hand finanziertes Fade-Out aus dem Unternehmen genutzt wird.
Ein direkter Anschluss an die Elternkarenz wird künftig nicht mehr möglich sein. Zwischen Elternkarenz und Beginn der Weiterbildungszeit müssen mindestens 26 Wochen tatsächliche Beschäftigung liegen. Zuletzt war die Bildungskarenz vor allem bei Frauen mit Kleinkindern beliebt, die sich damit ihre Karenz verlängerten.
Das neue Programm wird zudem budgetär gedeckelt: 150 Millionen Euro stehen pro Jahr zur Verfügung. Nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, bildet sich zuerst weiter“ gilt: Ist der Fördertopf leer, gibt es keine weiteren Zusagen.