Bildungsminister Faßmann im profil-Interview: „Präsenzunterricht soll die Norm sein“
An vielen Universitäten werden auch im Herbst wieder Hörsäle und Seminarräume leer oder bestenfalls halb gefüllt sein. Bildungsminister Heinz Faßmann stellt im Interview klar, dass die Hochschulen aus dem Distanz-Modus zurückkommen sollen.
Auf die Frage, warum er nicht früher ein Machtwort gesprochen habe, sagt der Minister: „Ich habe klar zum Ausdruck gebracht, dass Präsenzunterricht die Norm sein soll. Dazu hat sich auch die Rektorenkonferenz verpflichtet.“ Zwar können die Hochschulen im Rahmen ihrer Autonomie entscheiden, wie sie mit dem gesundheitlichen Risiko umgehen. Faßmann betont jedoch, dass „unter Einhaltung der 3G-Regel Präsenz jedenfalls möglich“ und auch „wichtig“ ist, „denn ein lebendiger und stimulierender, intellektueller Diskurs über den Bildschirm ist eine Seltenheit“.
Angesprochen auf die Gefahr, dass in der Corona-Krise Diskursfähigkeit verloren gehe, meint Faßmann: „Wenn der jetzige Zustand noch länger andauern würde: ja. Diskursfähigkeit kann gelernt, aber auch verlernt werden.“ Die Covid-19-Pandemie hatte aus Sicht des Bildungsministers auch positive Effekte. Die Forschung habe enormen Rückenwind erhalten. Und: „Wir konnten Rekordbudgets zur Verfügung stellen, dem Wissenschaftsfonds (dem wichtigsten Fördergeber für die Grundlagenforschung, Anmerkung), der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, dem IST-Austria und den Unis als den wesentlichen Trägern der Grundlagenforschung.“
Im Zusammenhang mit der Neugründung einer Technischen Universität in Linz, die „für Digitales und digitale Transformation“ heißen soll, mahnt der Bildungsminister mehr Breite ein: Es solle nicht nur um das Programmieren gehen, sondern auch um gesellschaftliche, ästhetische und humanistische Fragen: „Wie kann ich einer Gesellschaft den Eintritt in ein digitales Zeitalter ermöglichen und ihn verträglich gestalten?“ Für Professoren, die ihre Studierenden allein ließen, äußert er wenig Verständnis: „In die Lehre kann man nicht unmittelbar eingreifen, das ergibt sich aus dem Staatsgrundgesetz und der Freiheit von Forschung und Lehre. Aber ich höre auch, dass sich manche Professoren zu weit zurückgelehnt haben. Hier ist eine moralische und dienstrechtliche Verpflichtung einzufordern, schließlich wird die Lehre von der Gesellschaft durchaus gut bezahlt.“
Das ganze Interview finden Sie in der profil-Ausgabe 40/2021 - hier als E-Paper.
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