Schule

Bildungsmisere: Warum Lehrer Angst haben, frei zu reden

Wenig Deutsch, Gewalt, Personalmangel: Die Situation in städtischen Schulen ist dramatisch. Der Unterrichtsminister sagt, Lehrerinnen und Lehrer sollten frei darüber erzählen. Warum tun sie es nicht?

Drucken

Schriftgröße

Es war der Schulaufreger im Frühjahr. Die Stadt Wien stellte in fünf verschiedenen Bezirken Container-Schulen für insgesamt 45 zusätzliche Klassen auf. Als Grund wurde der starke Zuzug schulpflichtiger Kinder aus der Ukraine und aus Syrien über die Familienzusammenführung genannt. Elternvereine protestierten, Anrainer gingen auf die Barrikaden, Boulevard-Medien überschlugen sich in Spekulationen, was da auf die Schulen zukommt. Ein Teil der Direktorinnen und Direktoren schwieg sich aus. Der andere sprach offen über Sorgen, was es heiße, wenn ein Teil des Sportplatzes durch Container verstellt oder die Kantine plötzlich doppelt besetzt sein wird. Diese Direktoren sparten nicht mit Kritik.

Im Sommer wurden die Container planmäßig errichtet. Jetzt wäre es spannend gewesen, zu bilanzieren, welche Ängste sich bewahrheitet haben und welche nicht.

Doch nun sind auch die auskunftsfreudigen Direktorinnen und Direktoren verstummt. Auf Anrufe oder SMS reagieren sie nicht mehr. Was dahintersteckt, darüber lässt sich nur spekulieren. Hat sich die Aufregung in Luft aufgelöst? Oder gab es einen Rüffel vom Dienstgeber, dem Land Wien in Gestalt der Bildungsdirektion?

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.