Bogdan Roščić: „Primitivste Stereotypen und Klischees“
Ein längst ausverkaufter Opernball – aber keine Entscheidung. Es läge nicht an ihm, über eine coronabedingte Absage zu befinden, sagt Staatsoperndirektor Bogdan Roščić als Gast im Club 3. In der neuen Ausgabe der gemeinsamen TV-Sendung von profil, „Kurier“ und „Kronen Zeitung“ verweist er auf die Bundesregierung: „Über den Opernball kann die Oper nicht entscheiden.“ Ob es nicht eigenartig, vielleicht sogar antifeministisch sei, dass er zwar die Ball-Fassade einer „Opernball-Lady“ abgeschafft, aber stattdessen ein Komitee aus vier Frauen eingesetzt habe? Das sei „Zufall“, erklärt der Direktor. Angenehm scheint ihm die Frage nicht zu sein.
Roščić unterscheidet sich von den meisten anderen Gästen des Club 3, weil er kurz und mit prägnanten Worten antwortet, oft virtuos mit intellektuell unterfütterten Zitaten jonglierend. Die Hoffnung der Gastgeber, der selbst hochpolitische Manager werde mit der österreichischen Politik abrechnen, erfüllt sich allerdings nicht. „Es bringt nichts, über das Wetter und Zahnschmerzen zu klagen.“ Politische Einflussnahme auf den von einem roten Kulturminister berufenen Operndirektor? „Nein, überhaupt nicht.“ Und der Blickwinkel Deutschlands auf Österreich? „Die Betrachtung des deutschen Feuilletons und generell der deutschen Medien ist kein Ruhmesblatt – primitivste Stereotypen und Klischees.“
In seiner Haltung zur #MeToo-Debatte bleibt Roščić vage. Die Kulturindustrie fürchte bisweilen vorschnell Schaden und wende sich deshalb von Künstlern ab. Sehr konkret bezieht er das auf Vorwürfe gegen Plácido Domingo: „Bei Domingo ist nichts herausgekommen.“ Amerikanische Opernhäuser hätten ihn dennoch fallen gelassen, die Staatsoper aber eben nicht. Hier sehen Sie den Club 3 in voller Länge.