Alexander Van der Bellen neuer Bundespräsident Österreichs
31.026 Stimmen Vorsprung hat Grünen-Kandidat Alexander Van der Bellen am Ende der spannenden Hofburg-Stichwahl gegenüber seinem FPÖ-Kontrahenten Norbert Hofer. Das geht aus dem von Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) Montagnachmittag verkündeten Ergebnis inklusive Briefwahlen hervor. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,7 Prozent.
50,3 gegen 49,7
Gesamt konnte Van der Bellen 2,254.484 Stimmen auf sich vereinen, Hofer 2,223.458. In Prozenten heißt das 50,3 gegen 49,7.
Van der Bellen - der verhinderte Hofer
Alexander Van der Bellen ist nicht aus eigener Kraft, wohl aber mit vereinten Kräften Bundepräsident geworden. Ein Kommentar von Peter Michael Lingens.
Hofer räumt Niederlage ein
"Natürlich bin ich heute traurig": Der freiheitliche Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer hat bereits vor der Bekanntgabe des Ergebnisses der Präsidentschaftswahl seine Niederlage eingeräumt. "Ich bedanke mich für Eure großartige Unterstützung. Natürlich bin ich heute traurig", schrieb er auf seiner Facebook-Seite. Der Einsatz für den Wahlkampf sei "nicht verloren sondern eine Investition in die Zukunft".
"Ich hätte gerne für Euch als Bundespräsident auf unser wunderbares Land aufgepasst", schrieb Hofer, "ich werde Euch treu bleiben und meinen Beitrag für eine positive Zukunft Österreichs leisten." Zusatz: "Bitte seid nicht verzagt."
Die Auszählung der Briefwahlstimmen schreitet rasch voran. Das Innenministerium rechnet mit dem Vorliegen des Ergebnisses zwischen 15.30 und 16.00 Uhr- Verlesen wird es von Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) im Festsaal des BMI.
Van der Bellen mit Briefwahl auch in Eisenstadt vorn
In Eisenstadt hat die Auszählung der Briefwahl das Ergebnis der Bundespräsidenten-Stichwahl gedreht: War am Wahlsonntag noch FPÖ-Kandidat Norbert Hofer mit 51,2 Prozent knapp voran, liegt nun Alexander Van der Bellen mit einem hauchdünnen Vorsprung auf Platz eins. Van der Bellen erreichte einschließlich Briefwahl 50,34 Prozent der Stimmen, Hofer kam auf 49,66 Prozent.
Hofer will erst am Dienstag Stellungnahme abgeben
Die FPÖ nimmt offenbar ihren "blauen Montag" auch angesichts einer möglichen Wahl ihres Kandidaten Norbert Hofer zum Bundespräsidenten ernst. Erst am Dienstag – nach dem Parteivorstand – soll es eine Stellungnahme zur dann entschiedenen Wahl geben, kündigten die Freiheitlichen an.
Erste Wahlkarten-Ergebnisse lassen knappes Rennen erwarten
Am frühen Montagnachmittag sind die ersten Wahlkarten-Ergebnisse durchgesickert. Das Land Salzburg veröffentlichte auf seiner Homepage einen laufend aktualisierten Gesamtstand. Das Land Salzburg wies gegen 14 Uhr für Alexander Van der Bellen einen österreichweiten Briefwahl-Zwischenstand von etwas über 60 Prozent aus - damit hat der ehemalige Grünen-Chef nach wie vor gute Chancen, das Ergebnis vom Wahlsonntag noch zu seinen Gunsten zu "drehen". Bisher sind laut dieser Statistik 67 von 117 Briefwahlergebnissen österreichweit eingelangt.
Im Innenministeriums betonte man, zum derzeitigen Zeitpunkt seien sämtliche Rückschlüsse aus den Teilergebnissen der Wahlkartenauszählung auf das Gesamtergebnis unseriös. Um tatsächlich Ergebnisse ableiten zu können würden noch viel zu wenig Daten vorliegen.
Bundespräsidentenwahl hinterlässt gespaltenes Land
Ein Wahltag für die Geschichtsbücher. Im Rennen um die Hofburg war der Abstand zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer so klein, dass die Briefwahlstimmen entscheiden. Nur eines scheint klar: Der nächste Präsident wird ein Mann sein, dem die Hälfte der Bürger nicht über den Weg traut. Keine leichte Ausgangslage für den neuen Kanzler.
Zwei Drittel der Griss-Wähler stimmten für Van der Bellen
Zwei Drittel der Wähler von Irmgard Griss haben sich in der Stichwahl für Alexander Van der Bellen entschieden. Zu diesem Schluss kommt zumindest die Wählerstromanalyse von SORA für den ORF. 515.000 Stimmen wanderten demnach von der im April drittplatzierten unabhängigen Kandidatin zum ehemaligen Grünen Bundessprecher. Gespalten waren vor allem die Wähler von ÖVP-Kandidat Andreas Khol.
FPÖ-Kandidat Norbert Hofer erhielt von Griss-Wählern 212.000 Stimmen, das sind 26 Prozent der Menschen, die Griss im ersten Wahlgang ihr Vertrauen schenkten. Die restlichen 84.000 Griss-Anhänger (zehn Prozent) gingen nicht mehr wählen.
Khols Wähler tendierten in etwa gleich großen Teilen zu Van der Bellen und Hofer. 224.000 (47 Prozent) wechselten zu Van der Bellen, 202.000 (42 Prozent) zu Hofer. 50.000 Khol-Wähler (zehn Prozent) blieben daheim.
Bei den Roten, die im ersten Wahldurchgang für SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer stimmten, punktete vor allem Van der Bellen (334.000 bzw. 69 Prozent). Zu Hofer wanderten 107.000 bzw. 22 Prozent der Hundstorfer-Sympathisanten.
Van der Bellen mobilisierte auch im Lager der Nichtwähler besser als Hofer. 208.000 Österreicher, die am 24. April nicht teilnahmen, wählten nun den Grünen, das sind zehn Prozent. Hofer erreichte 129.000 Nichtwähler, das sind sechs Prozent.
Die Wähler von Richard Lugner entschieden sich nun mehrheitlich für Hofer. In absoluten Zahlen sind das 73.000, prozentuell 76 Prozent. 22 Prozent der Lugner-Fans wählten Van der Bellen.
Zwei Länder könnten zugunsten Van der Bellens drehen
Das knappe Ergebnis der Bundespräsidentschaftswahl spiegelt sich auch in der Verteilung der ersten Plätze in den Bundesländern wider. Laut Hochrechnung der ARGE Wahlen könnte Norbert Hofer fünf Länder erobern, Alexander Van der Bellen hätte demnach in vier Bundesländern die Nase vorne. Somit würden im Gegensatz zum vorläufigen Endergebnis vom Sonntag noch zwei Länder "drehen".
Laut der Prognose würde FPÖ-Kandidat Hofer im Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark vor Van der Bellen liegen. Der ehemalige Grünen-Chef dürfte hingegen in Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg und Wien mit der Stimmen-Mehrheit rechnen.
Hochrechner sehen Van der Bellen vorne
Der Grüne Bewerber Alexander Van der Bellen kann weiter hoffen, doch Bundespräsident zu werden. Zwar hat sich FPÖ-Kandidat Norbert Hofer (FPÖ) bei den Urnenwählern um 144.006 Stimmen mehr geholt und war damit im vorläufigen Endergebnis Erster mit 51,93 Prozent. Alle Hochrechner gehen allerdings davon aus, dass sich das mit der Auszählung der Briefwahl drehen wird.
Die Briefwahlschätzungen unterscheiden sich nur im Vorsprung, den die Hochrechner für Van der Bellen im endgültigen Gesamtergebnis sehen: Andreas Kohlsche vom Institut für Wahl-, Sozial- und Methodenforschung in Kaufbeuren sieht den Grün-Kandidaten letztlich um 6.000 Stimmen vor Hofer, die ORF-Hochrechner von SORA um 2.888 Stimmen.
Christian Rainer live aus der Redaktion
Van der Bellen holte sich acht Landeshauptstädte
Wird Alexander Van der Bellen (Grüne) Bundespräsident, verdankt er seinen Sieg vor allem den Wählern in den Städten bzw. im Umland der großen Städte. Schon ohne Briefwahl lag er am Wahlsonntag in acht Landeshauptstädten vorne - nur in Eisenstadt nicht. Dort war Norbet Hofers (FPÖ) Vorsprung aber so knapp, dass sich das mit Auszählung der Briefwahl am Montag noch ändern könnte.
Offenes Rennen
Jede Stimme zählt - selten hat sich diese Binsenweisheit mehr bewiesen als bei der Hofburg-Wahl 2016. Erst mit Auszählung der Briefwahl-Stimmen Montag am späten Nachmittag wird klar sein, wer neues Staatsoberhaupt Österreichs wird. Laut aktuellen Prognosen vom Wahlabend liegen Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen gleichauf.
Komplett offen
Zwar hat der Freiheitliche laut vorläufigem Endergebnis Vorsprung, doch dürfte Van der Bellen bei den Briefwählern noch deutlich aufholen. Sowohl ARGE Wahlen als auch SORA sehen die beiden damit innerhalb der Schwankungsbreite. Wer am 8. Juli Heinz Fischer nachfolgt, ist somit komplett offen.
Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis erhielt Hofer 51,9 Prozent der Stimmen, Van der Bellen 48,1 Prozent. Gemäß der Wahlkarten-Prognosen von ARGE Wahlen und SORA wird dieser Vorsprung aber massiv schrumpfen und beinahe ein Gleichstand erzielt. Während die Schätzung der ARGE Hofer hauchdünn vorne sieht, liegt bei SORA Van der Bellen knapp 2.900 Stimmen voran. Ziemlich sicher ist, dass die Wahlbeteiligung, die im ersten Durchgang bei 68,5 Prozent lag, auf über 70 Prozent steigen dürfte.
"Vorsichtig zuversichtlich"
Dem engen Rennen entsprechend zurückhaltend fielen die ersten Reaktionen aus. Er sei immer ein Optimist und bleibe dies auch. Allerdings werde er heute "nicht so gut schlafen, wie sonst", meinte Hofer. Kontrahent Van der Bellen, der einen Rückstand von rund 14 Prozentpunkten kompensieren konnte, gab sich "vorsichtig zuversichtlich".
Für den Grünen entschieden sich vor allem die Städter. Alle Landeshauptstädte außer Eisenstadt wählten Van der Bellen. Im ländlichen Raum reüssierte Hofer, der auch alle Bundesländer außer Vorarlberg und Wien hinter sich brachte, wobei sich der Ausgang in Oberösterreich und Tirol durch die Briefwähler noch drehen könnte. Der Freiheitliche dürfte laut Wählerstrom-Analysen auch deutlich mehr Männer überzeugt haben, Van der Bellen dafür die Mehrheit der weiblichen Wähler.
Begleitet wurde die Wahl von großem, auch internationalem Medien-Interesse. Mehr als 70 Kamera-Teams warteten letztlich vergeblich auf eine Entscheidung am Wahlabend.
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Lange Zeit wollte sich Irmgard Griss nicht öffentlich für einen der beiden Kandidaten aussprechen. Heute hat die Juristin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz ihre Unterstützung für Van der Bellen ausgesprochen. Lesen Sie dazu den Kommentar von Peter Michael Lingens: Warum es wichtig ist, dass sich Griss entscheidet.
++ Ergebnis des ersten Wahlgangs der Bundespräsidentenwahl 2016
Norbert Hofer: 35,05% Alexander Van der Bellen: 21,34% Irmgard Griss: 18,94% Rudolf Hundstorfer: 11,28% Andreas Khol: 11,12% Richard Lugner: 2,26%